1938: Bundeslager in Zürich

1938 fand das Bundeslager auf dem Adlisberg in Zürich statt, gleich neben dem Dolder in unmittelbarer Stadtnähe. Es war das dritte Bundeslager, das der schweizerische Pfadibund organisierte. Erklärtes Ziel des Bula 1938 war, die «Gewinnung der öffentlichen Meinung des ganzen Landes» für die Pfadibewegung. Es sollte der ganzen Schweiz klar werden, dass die Pfadibewegung eine wichtige, patriotische, sportliche Bewegung mit hohen Idealen war.
Um dieses Ziel zu erreichen wurde in den Turnhallen am Pfauen auch eine grosse Pfadiausstellung durchgeführt.

Der Gloggi, als wichtige Zürcher Abteilung, wollte im Lager einen möglichst guten Eindruck hinterlassen. Dazu gehörte eine gute Vorbereitung, aber auch etwas Druck. Wer ohne wichtigen Grund nicht am Lager teilnahm, wurde kurzerhand für drei Monate vom Pfadibetrieb ausgeschlossen. Diese Bestimmung der Abteilungsleitung sorgte allerdings für ziemlich Diskussionen im Elternrat, der vor einem solchen weitreichenden Entscheid gerne begrüsst worden wäre.

Gleichzeitig begann man schon früh, für die verschiedenen Wettkämpfe zu trainieren, es würde Leichtathletikwettekämpfe, Schwimmen, einen «Fähnlilauf» mit Pfaditechnik und eine Handballmeisterschaft geben.

Die Zürcher Pfadi als Gastgeber waren im Vorlager sehr gefordert, besonders stolz waren die Gloggi-Pfadi auf den von ihrem Stamm «Wulp» errichteten Aussichtsturm. Nachdem alles bereit war und der Gloggi im strömenden Regen am Sonntag schon seine Zelte aufgeschlagen hatte, war es ab Montag dann bestes Lagerwetter und 7000 Pfadi aus der ganzen Schweiz stellten kantonsweise ihre Zelte auf

Die Öffentlichkeit nahm regen Anteil am Bundeslager, das täglich bis 20 Uhr für Besuchende geöffnet war. Die Dolderbahn war immer voll ausgelastet.

Einzelne Programmbestandteile waren auch Teil der «geistigen Landesverteidigung». So beteiligte sich aus jeder Einheit ein Venner am Eröffnungstag an der Kranzniederlegung am Wehrmännerdenkmal auf der Forch – eine Zeremonie, die auf die Beteiligten grossen Eindruck machte.

Es wurden viele Ausflüge gemacht, in die Stadt und bis zum Sihlsee und an den Rheinfall. Die Gloggi-Pfadi am Lagerausgang hatten eine nicht einfache Aufgabe, als sie aufpassen mussten, dass ohne Pfadihut niemand das Lager verliess.

Beim Lagerbau hatte der Gloggi auf ein traditionelles Lagertor gesetzt, in die Zürcher Illustrierte brachte es dann allerdings das Flamberg-Schwert und auch die Berner Patria-Spinne wurde weitherum beachtet.

Dafür besiegte die Gloggi-Mannschaft den Flamberg im Handball schon im Halbfinal und wurde im Final gegen das Stadtkorps Schweizer Pfadimeister. Auch am Fähnlilauf, einem Wettkampf der Pfadigruppen, schnitten die 27 Gruppen aus dem Gloggi sehr gut ab, in der Abteilungsrangliste gewannen sie. Hier eine Gloggigruppe am Posten «Hindernislauf»:

Damit sich die teilnehmenden Gruppen nicht gegenseitig erzählten, was an den Posten verlangt wurde, wanderten sie nach dem Postenlauf direkt auf den Flugplatz Dübendorf, wo sie eine Führung mitmachen durften. (Bild ETH e-pics)

Als eindrücklicher Höhepunkt des Lagers wird in vielen Gruppenbüchern und Zeitungsartikeln die Erstaugustfeier beschrieben. In einer Zeit, in der Schweiz bedroht war, war das grosse Lagerfeuer auf der Dolder-Eisbahn mit vielen Fackeln und einer Rede von Bundesrat Minger ein wichtiges Symbol des nationalen Zusammenstehens.

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Der Tages-Anzeiger hat auf seinem Fotoblog Impressionen aus dem Bula 1938 zusammengestellt:

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Memoriav, das das audiovisuelle Gedächtnis der Schweiz sammelt und präsentiert, hat auf seinem Portal «Memobase» eine schöne Zusammenstellung all der vergangenen Bundeslager und ganz allgemein von Radio- und TV-Beiträgen zur Pfadibewegung gemacht.

https://memobase.ch/de/vitrine/allzeit-bereit-eine-audiovisuelle-spurensuche-der-pfadibewegung-schweiz

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