Am Gloggenair konnte man bei der Archivgruppe eine kurze Nachricht nur mit den Armen, also per «Semaphor» weitergeben. Jede Armstellung bedeutet einen Buchstaben. Was für fast alle neu war, war früher für die Wölfe eine Selbstverständlichkeit.
16 Buchstaben in der Minute konnte ein Wolf in den 1940er-Jahren «semaphörlen». Man war (wie hier 1942 im GP) stolz darauf, etwas zu können, das sonst nur noch die Matrosen konnten:
Auch die Pfadis brauchten Semaphor für kurze Distanzen:
Im GP wurde in den 1940er-Jahren empfohlen, sofort nach dem Aufstehen im kalten Schlafzimmer sämtliche Semaphor-Zeichen vor dem Spiegel zu üben, dann habe man mit Sicherheit wieder warm.
Im Alltag war das Telefon natürlich schneller. Weil bis in die 1950er-Jahre aber lange nicht alle eine Telefon hatten, wurden Nachrichten, wann man sich treffe als «Alarm» weitergegeben:
Wer kein Telefon hatte, wurde zu Fuss, per Trotinett oder Velo informiert. Vom Telefon im nahen Restaurant meldete man dann, dass man die Nachricht erhalten habe.
An ihren Anlässen hatten die Pfadi aber den den Ehrgeiz, Nachrichten über möglichst grosse Distanzen weiterzugeben.
Am Tag konnte man sich mit solchen Winkerscheiben und dem Morsealphabet (-> Pfadiwiki) kilometerweit verständigen. Das hatte aber natürlich den Nachteil, dass alle, die morsen konnten, die Nachricht ebenfalls lesen konnten.
Deshalb chiffrierte man wenn nötig die Meldungen. Hier ein Beispiel aus dem GP 1937: Jeder Buchstabe wurde durch zwei andere ausgedrückt. Statt p wurde GH gemorst. Pfadi hiess dann
GH/QB/AB/KB/GE
So hatte jede Gruppe ihren eigenen geheimen Code. Wer ihn nicht kannte, hatte keine Chance, die Nachricht zu verstehen.
Das Übermitteln brachte so manchmal viel Wartezeiten mit sich, weil man die Meldung zuerst entschlüsseln musste.
Einige Stämme besassen sogar Heliographen, eine Art abdeckbare Spiegel, mit denen man bei Sonnenlicht sehr weit morsen konnte.
In der Nacht morste man mit Taschenlampen, Laternen oder sogar Blinkapparaten, die mit einem Dynamo angetrieben wurden. Sie waren zwar sehr schwer, aber es war ein gutes Gefühl vom Uetliberg auf den Pfannenstil zu blinken und sich zu verstehen.
Ab etwa 1960 liest man dann in GP und Gruppenbüchern weniger von solchen Methoden, Nachrichten weiterzugeben. Anderes rückte in den Vordergrund. Man morste mit Tastern, funkte, machte Radiosendungen und schliesslich begann das Internet, eine wichtige Funktion zu übernehmen.
Das Walliseller Heim auf dem Tambel wird für Ausbildungskurse, Lager, Weekends und Höcks rege benutzt, auch ausländische Pfadfinder verbringen hier gerne einige Tage.
In den 1950er und 1960er-Jahren wird weiter gebaut, ein Anschluss an die Kanalisation ist nötig, die Wiese muss planiert werden usw.
Immer wieder werden am Georgstag aber auch grosse Heimfeste gefeiert, mit Ständen, Theater, Bahnen, Wettbewerben, Pfaditechnik-Demonstrationen usw. Die Pfadi übernachten in Zelten, am Sonntag werden nach einem Feldgottesdienst dann die Eltern, APV, Freundeskreis und Behörden begrüsst, so am Georstag 1951, 1954, dann zum 50-Jahr-Jubliläum des Gloggi 1962 und 1967 unter dem Motto «Wunderlampe».
1951 muss das Fest wegen abermals strömendem Regen um eine Woche verschoben werden, am folgenden Wochenende ist es mit Jeepfahrten, Jazz-Orchester und unzähligen Buden und Ständen aber ein voller Erfolg:
1954 errichtet der Theben eine Schwebebahn zum Reservoir, die Rover der Rotte «Graal» spielen Jazz, ein Riesenrad mit allen Zugswappen thront auf dem Reservoir und neben allen Buden und Ständen gibt es für die Jüngeren auch Kasperlitheater.
Hier dank der Dias von Ruedi Schüle v/o Sugus (Herzlichen Dank!) Ein paar Eindrücke vom Heimfest 1962, dem 50-Jahr-Jubiläum des Gloggi (durch Klick vergrössern):
Und hier aus einem Nachlass einige archivierte Eindrücke des Heimfestes 1967 , das unter dem Motto «Wunderlampe» stand .
«6. Mai: Tag der guten Tat» lese ich vor dem Coop. Mir kommt in den Sinn, wie wir in den Wölfen einmal eine «Aktion gute Tat» machten. Alle führten eine Liste und notierten jeden Tag ihre gute Tat. Wer Ende Quartal die meisten guten Taten notiert hatte, gewann einen Preis. Beim Ausfüllen meiner Liste musste ich manchmal überlegen. War jetzt «Meiner Schwester meine Chäpslipistole ausgeliehen» eine gute Tat oder nicht einfach eine Selbstverständlichkeit?
Der Gründer der Pfadibewegung, Bi-Pi (Baden-Powell) hätte sich wohl über meine Überlegungen gefreut. Es ist ihm mit «und jeden Tag eine gute Tat» gelungen, einen Slogan für stetige Hilfsbereitschaft zu schaffen und in der Pfadibewegung zu verankern.
Für die «gute Tat» warb Bi-Pi schon vor der Gründung der Pfadi. Als für seine Erfolge im Burenkrieg bewunderter hoher Offizier der britischen Kolonialarmee hatte er eine Patenschaft für eine Nichtrauchervereinigung eines Knabenchors übernommen. Den jungen Sängern schrieb er 1901:
«Jeder Chorknabe sollte aktiv Gutes tun … Mit „Gutes tun“ meine ich, dass ihr euch nützlich macht und anderen Menschen – seien es Freunde oder Fremde – kleine Gefälligkeiten erweist … Nehmt euch vor, jeden Tag jemandem eine „gute Tat“ zu erweisen, und ihr werdet euch bald angewöhnen, immer „gute Taten“ zu vollbringen.» (Tim Jeal: Baden Powell, Yale University Press, 2001, S. 363).
Für die Pfadi illustrierte er den Gedanken in seinem «Scouting for Boys» 1907 – aus heutiger Sicht klischeehaft – mit einem sportlichen Knaben, der einem Mädchen beim Anklopfen an eine Tür hilft:
Bi-Pi machte Anregungen, wie diejenige einen Knoten in die Kravatte zu machen, um immer an die gute Tat zu denken. Sein Bild zeigt, wie er sich das vorstellte (Aus «Scouting for Boys» 1908 (eBook, Projekt Gutenberg)
Bi-Pi meinte auch, eine einmal vergessene gute Tat könne am nächsten Tag nachgeholt werden, indem man dann einfach zwei gute Taten tue.
Dass die Idee der guten Tat auch für zweifelhafte Anliegen verwendet werden konnte, zeigt ein Ausschnitt aus der CVJM-Zeitschrift «Die Glocke», die von deutschen Pfadfindern berichtet, die Schundliteratur gesammelt und sie «den Flammen eines Scheiterhaufens» übergeben hätten:
«Die Glocke, Juli 1914»
Im Gloggi-Archiv zeigt sich, wie die Idee der guten Tat durch all die 111 Gloggi-Jahre verfolgt wurde. Bis in die 1950er-Jahre beschenkten Pfadigruppen zum Beispiel an Weihnachten jeweils arme Familien.
Hier zeichnet die Gruppe Leu aus dem Kim 1943, wie sie sich in einer Strasse im Kreis 4 vor eine Wohnungstür schlichen.
Dort legten sie dann Geschenke vor die Tür einer bedürftigen Familie. (Bilder aus dem Gruppenbuch Leu/ Kim)
Das 40-Jahr-Jubiläum der Pfadiabteilung Glockenhof wurde 1952 auch begangen, indem jede Gruppe bei einem Bauern übernachtete und dort eine kleine gute Tat «verrichten musste».
Aus dem Jahresbericht 1951/52
In vielen Programmen und Erinnerungsbüchern liest man vom Engagement für Mitmenschen, Gesellschaft und Umwelt. Pfadis organisieren Kinderlager oder helfen bei Bergbauern, sie singen in Alters- und Krankenheimen und spielen dort Theater (z.B. hier 1970 die «Aktion Bombach»)
Theater spielen für Alte und Kranke (Aktion Bombach, 1970, aus dem Gruppenbuch «Schwan», Waldmann, Dübendorf)
In vielen Programmen und Erinnerungsbüchern liest man vom Engagement für Mitmenschen, Gesellschaft und Umwelt. Pfadis organisieren Kinderlager oder helfen bei Bergbauern, sie singen in Alters- und Krankenheimen und spielen dort Theater (z.B. oben 1970 die «Aktion Bombach») Später kommen Waldputzaktionen, Naturschutz- und Entwicklungszusammenarbeitsprojekte usw. dazu. Und bald werden wir ja am Tag der guten Tat von neuen guten Taten hören.
Vor 25 Jahren wurde die Archivgruppe gegründet. Wir feierten das Jubiläum mit einem Posten am Gloggi-Tag. Dort erzählte der Gloggi-Geist unter anderem davon, wie die Pfadi früher mit Bahren Verletzte rasend schnell über Stock und Stein transportiert hätten. Die Pfadi bauten am Posten selbst eine Bahre und rannten mit einem «Verletzten» über einen Parcours. Das sah dann nicht genau so aus, wie vor 80 Jahren auf der Allmend Brunau, aber doch so ähnlich:
Gruppenbuch Leopard/ Wiking 1953-1958
Aber wie kamen die Bahren in die Pfadi? Und rannte man mit Verletzten wirklich durch die Gegend? Das muss sie ja ganz schön durchgeschüttelt haben. Gruppenbücher und andere Unterlagen im Gloggi-Archiv geben Auskunft:
Der Gründer der Pfadi, Bi-Pi beschrieb 1908 in seinem ersten Buch für Pfadi, «Scouting for Boys», dass Pfadi um «allzeit bereit» zu sein, natürlich auch in Erster Hilfe ausgebildet sein müssten. (Text und Bilder der ursprünglichen Ausgabe von 1908 sind im Projekt Gutenberg verfügbar). Er machte gerade ein Beispiel von sich selbst und zeichnete, wie er behandelt worden war, als er sich in Indien die Schulter ausgerenkt hatte. In diesem Buch gab er auch Anleitungen für den Bahrenbau.
Bi-Pis Schulter wird in Indien wieder eingerenkt (aus Scouting for Boys, 1908)
Verwundetentransporte mit Bahren wurden bald so etwas wie ein Markenzeichen der Pfadi. Als der CVJM 1913 Werbung für die Pfadi machte, erschien in seiner Zeitschrift «Die Glocke» auch ein Bild von Pfadi, die Verwundete transportieren (links).
„Die Glocke“, 1913 und Chocolat Tobler, 1928
Pfadi beim Verwundetentransport sieht man auch auf den Sammelmarken (damals so eine Art Panini-Bilder) der Schoggifabrik Tobler in den 1920er-Jahren (rechts).
Das Fixieren von gebrochenen Knochen und der Transport von Verletzten bis zur nächsten Strasse wurden regelmässig geübt. Auch bei Wettkämpfen mussten die Gruppen Bahren bauen und «Verwundete» möglichst schnell transportieren.
Dass Bahren manchmal gebraucht wurden, zeigt ein Gruppenbuch der „Hunnen“ von 1932. Bei einem Pfadiskirennen war auch eine Schanze eingebaut worden, neben der zwei Pfadi für den Fall der Fälle mit einer Bahre warteten. Zeichnungen in Gruppenbüchern zeigen, dass sich die Pfadi beim Üben auch gut amüsierten
Skilagerbuch „Hunnen“ 1932/33
Gruppenbuch Voss 1936/37
Meistens brauchte man ja die erworbenen Kenntnisse zum Glück nicht, es waren eher Blasen an den Füssen behandeln
Oder je nachdem musste auch einmal ein blaues Auge behandelt werden. In Gruppenbüchern ist auch von Übelkeit, die in Herbstlagern herrschte und Kranken mit Fieber zu lesen.
Gruppenbuch Voss 1936/37
Irgendwann verselbständigten sich dann die Wettbewerbe, welche Gruppe wohl am besten in Erster Hilfe sei. Man rannte nicht nur mit Bahren um die Wette, sondern liess die «Verwundeten» auch selbst rennen, führte «Samariterstafetten» durch. Ich kann mich noch gut erinnern, wie wir in den 1960er-Jahren mit einem eingeschienten Bein und einem fixierten Arm Hindernisläufe absolvierten.
Samariterstafette 1942
Dass die zu Übungswecken auf den Bahren Transportierten manchmal abstiegen, wenn sie zu sehr durchgerüttelt wurden, ist in einem Zugsbuch der Manegg von 1964 beschrieben:
«Schliesslich wurde ich auf eine Bahre gelegt und solange geschüttelt und gerüttelt, bis ich erklärte, dass ich lieber heim laufe, statt getragen zu werden» beschreibt eine Pfadi hier.
Bahrenbau und -transporte wurden lange in den verschiedenen Auflagen der Pfaditechnik beschrieben und in die Hefte für die verschiedenen Prüfungen eingetragen.
Unterdessen ist der Bau von Tragbahren aus der Pfaditechnik verschwunden – und man macht vermutlich auch keine Wettrennen mit Bahren mehr. Aber Spass hat’s gemacht, beides am Gloggi-Tag nochmals aufleben zu lassen.
Die Abteilungen spielen heute im Gloggi eine wichtige Rolle. Man gehört zum Hadlaub, zum Gryfensee, zur Lägern und wie sie alle heissen. Wie und wann sind sie eigentlich entstanden und wie kamen sie zu ihren Namen?
Bis 1941, als der Gloggi ziemlich stark am Wachsen war, war man einfach Mitglied im Gloggi, der «Pfadfinderabteilung Glockenhof» und in einem «Pfadizug», der «Wolfsmeute» oder dem «Roverbanner».
1941, der Gloggi zählte damals 800 Mitglieder, wurde dann eine Umorganisation vorgenommen, die Pfadizüge wurden auf vier «Stämme» aufgeteilt, den Vorgängern der heutigen Abteilungen: Auf dem GP-Titelblatt von 1947 sind in der Windrose die Stämme (mit den römischen Zahlen) abgebildet, dazwischen die 1946 gegründeten PTA, der APV, das Roverbanner und die Wolfsmeute.
GP-Titelblatt 1947 mit den vier Stämmen und ihren Pfadizügen. I: Stamm: Attila, Normannen, Olymp, Wiking, II. Stamm: Friesen, Korinth, Sparta, Totila, III. Stamm: Bubenberg, Kim, Waldmann, Wulp, IV. Stamm: Inka, Mandach, Orion, Tell. Dazwischen Richtung Nordost: PTA, Südost: APV, Südwest: Roverbanner und Nordwest: Wolfsmeute
Die PTA («Pfadi trotz allem») sind heute eine eigene Gloggi-Abteilung. Ihre Anfänge im Balgrist wurden im GP 1947 folgendermassen geschildert:
Beschreibung einer PTA-Übung im GP 1947
Aus den vier Stämmen wurden 1950 fünf, die Züge Olymp und Dübelstein aus Wallisellen und Dübendorf bildeten nun den fünften Stamm.
1953 erhielten die Stämme Namen:
„Zu den so dargestellten Leuten gehören an einem Endchen auch wir noch; darum passen die Namen zu uns. (GP 1953)
Hadlaub und Gryfensee tragen also ihre Namen seit 1953. Johannes Hadlaub und der Landvogt von Greifensee, die Namensgeber kommen in Gottfried Kellers Zürcher Novellen vor, auch die anderen Namen stammen aus Werken von Gottfried Keller oder Conrad Ferdinand Meyer. Wichtig war damals, Namen zu finden mit einem Bezug zu Zürich, deren Träger Vorbildcharakter hatten. Im GP wurden damals auch Ausschnitte aus Werken von Keller und Meyer abgedruckt. Wenn man sie heute so liest, denkt man eher, nimmt man eigentlich nicht an, dass sie zur Identifikation mit den neuen Namen beitrugen…
Unterdessen waren 1958, angeregt von einem Pfadi, der auf einer Seemannsschule in England gewesen war, die «Seepfadfinder» gegründet worden, ihr Zug «Odysseus» war nicht Teil eines Stammes.
Rechts das erste Titelbild der Seepfadi-Zeitschrift «Akto».
1959 wurde das Gloggi-Abzeichen eingeführt, Tatokano, von Beruf Grafiker hatte ein Signet geschaffen, das in leicht abgeänderter Form bis heute Bestand hat.
Die nächste Reorganisation veränderte den Gloggi 1964 stark. Die bisherige Abteilung wurde zum Korps umgestaltet, das in Abteilungen unterteilt war. Die bisherigen Stämme wurden nun zu Abteilungen mit den gleichen Namen, auch Wolfsmeuten und Roverrotten gehörten jetzt zu diesen Abteilungen, die alle ein eigenes Abzeichen hatten. Von aussen war die Zugehörigkeit zum Gloggi nur noch an den Gloggi-Socken erkennbar. Diese neue Organisation hat auch in Gruppenbüchern Spuren als «grosser Tag» hinterlassen, hier bei der Gruppe Voss aus dem Totila:
„Am 17. Dezember 1964 wurde die Abteilung Glockhof offiziell zum Cor ernannt.“ Auszug aus dem Gruppenbuch der Gruppe Voss (Totila)
Diskussionen hatte im Vorfeld ausgelöst, ob die Seepfadi eine eigene Abteilung sein sollten und ob wohl alle Abteilungen lebensfähig sein würden oder ob man besser nur vier oder fünf Abteilungen gründen solle. Die Aufteilung in sechs Abteilungen bewährte sich aber lange Jahre.
Die Abzeichen der sechs ursprünglichen Abteilungen: Manesse, Hutten, Hadlaub, Salander, Gryfensee, Seepfadfinder
Eine erste Änderung ergab sich, als der Salander sich ganz auf das Wehntal konzentierte und sich schliesslich 1981 mit der Mädchenabteilung Hochwacht zu Salander-Hochwacht und bald darauf 1982 zur Abteilung Lägern zusammenschloss. Im GP wurde damals folgendermassen über das Gründungsweekend berichtet:
Gründung der Abteilung Lägern (GP 1982)
Etwas mehr als ein Jahr später wurde dann auch im Raum Volketswil und Schwerzenbach eine neue Abteilung gegründet. Die Pfadfinderinnenabteilung Mistral schloss sich am Chlausweekend mit den Gryfensee-Einheiten in dieser Region zur Abteilung Wildert, benannt nach einem schönen Waldteich, zusammen. In der Chronik wurde das so vermerkt:
Gründung der Abteilung Wildert (Chronik 1983)
Stark schrumpfende Mitgliederzahlen führten dann 1995 zu einem Zusammenschluss von Hadlaub und Manesse unter dem Namen Hadlaub. 2004 trat die Abteilung Manegg, die für eine eigene Region zu klein geworden war in den Gloggi ein, mit dem sie eine jahrzehntelange gute Zusammenarbeit verband. Die Pfadfinderinnenabteilung Manegg war bereits 1925 gegründet worden, auf der Burgruine beim Uetliberg, deren Namen sie trägt.
Protokollauszug zur Aufnahme der Abteilung Manegg in den Bund Schweizerischer Pfadfinderinnen 1926
Ankündigung der „Integration der Abteilung Manegg“ in den Gloggi (GP 2004)
2007 wurde die Abteilung Hutten aufgelöst, ihr Name wurde noch einige Jahre von den «Pfadi trotz allem» als Abteilung PTA Hutten weitergetragen – heute nennt sich diese kleinste Gloggi-Abteilung wieder «PTA Gloggi» und blickt auf eine Geschichte zurück, die 1946 begann.
Die beiden jüngsten Abteilungen im Gloggi sind also gleichzeitig die beiden, die ihren Namen schon am längsten tragen.
Beim Durchblättern der GP der letzten
Jahre fällt mir ein Bericht über ein Pfingstlager auf, das 2014 mit dem Thema
«Catch the Hipster» stattfand. Auch von Masters of Hardcore, einem Wald-Starbucks
und angreifenden Ninjas wird erzählt. Da hätten frühere Pfadigenerationen wohl
nur «Bahnhof» verstanden.
GP 3/ 2014, S. 8 (Lagerbericht Gryfensee)
Welche Einkleidungen wurden für die
verschiedenen Anlässe und Lager in früheren Jahrzehnten gewählt?
In der Ideensammlung der Pfadibewegung Schweiz werden 773 Ideen von A wie «Abenteuer der starken Wanja» bis Z wie «Zwerge» aufgelistet. Vieles ist zeitlos und wurde durch all die Jahrzehnte der Gloggi-Geschichte immer wieder gewählt. Schatzsuchen, Wilder Westen, Römer, Zirkus, Eidgenossen, Ritter und Raubritter, Völkertreffen, Polarexpeditionen, Spione, Gauner, Gespenster und bei den Wölfen natürlich der Dschungel tauchen in Programmen und Erlebnisberichten regelmässig auf. Hier eine Zirkusaufführung aus dem Jahr 1937:
Zirkus (Rudelbuch Specht 1937)
Andere Einkleidungen waren stärker von der Zeit, in der der Anlass stattfand, abhängig. In den 1930er-und 1940er-Jahren wurde in der Pfadistufe häufig gar keine Einkleidung gewählt, im Vordergrund stand der persönliche Fortschritt, vor allem das Weiterkommen in der Pfaditechnik und die «Bildung des Charakters». So wurden an den «Übungen» z.B. Kartenlesen, Morsen oder Erste Hilfe geübt.
Der Venner hat Unsicherheiten festgestellt und stellt sein Programm entsprechend zusammen. (Akten Olymp 1945)
Auf das «Übungsprogramm» folgte nach dem Anlass immer auch ein vom Venner verfasster «Übungsrapport». Der Zugsführer fügte dem jeweils einen Kommentar bei. Hier verglich er die Indianereinkleidung mit einer «Kleinkinderschule» und mahnte, dass vor allem die Charaktererziehung wichtig sei:
An solchen «Übungen» machte man oft Kleingruppen, die dasselbe lernen sollten, z.B. die «P-Kandidaten», also diejenigen Pfadi, die bald die Pfadfinderprüfung ablegen wollten. Manchmal bot sich eine Einkleidung an, wie hier «Fliegerunfall im Sagentobel»:
Fliegerunfall im Sagentobel (Akten Olymp, 1934)
Geländespiele wurden «Kriegspiele»
genannt und auch in tatsächliches Kriegsgeschehen eingekleidet, wie hier in den
finnisch-russischen Winterkrieg 1939/40:
Finnisch-russicher Winterkrieg 1939/40 (Rudelbuch Star, Februar 1940)Rudelbuch Star, Februar 1940
Der zweite Weltkrieg beschäftigte die Pfadi natürlich stark, was auch Auswirkungen auf die Wahl der Einkleidungen hatte. In den Gruppenbüchern werden Kriegsspiele realistisch wiedergegebenen und auch von «Sondermeldungen» werden nachgespielt:
Sondermeldung des «Reichssenders Leopardikon» und Zeichnung eines Kriegsspiels (Gruppenbuch Leopard, 2. Weltkrieg)
Das Weltgeschehen diente auch nach dem zweiten Weltkrieg für Einkleidungen, z.B. die Konflikte vor der Gründung des Staates Israels.
(Akten Olymp 1947)
In
den 1950er-Jahren finden sich auch wieder stärker fantasiebetonte
Einkleidungen, wie der «Bärenkönig»
Der beleuchtete Bärenkönig (Gruppenbuch Leopard 1956)
Auch Radrennen wie die Tour de Suisse waren während den Zeiten Ferdy Küblers und danach lange eine beliebte Einkleidung.
(Gruppenbuch Leopard 1958)
Afrika mit den Gründungen neuer Staaten nach der Kolonialisation war um 1960 ein Thema, die Pfadi spielten Entwicklungshelfer in Gabun und Dahomey. (Schwarze wurden damals in der deutschen Sprache neutral als «Neger» bezeichnet, der Begriff diente auch als Pfadiname. Zum Begriff vgl. Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus)
Entwicklungshilfe, Gruppe Mungo, 1964
Der Kalte Krieg wurde ebenfalls für Einkleidungen genutzt. Kundschaften auf dem Flughafen Kloten wurden z.B. im Auftrag einer «russischen Atomkommission» vorgenommen.
Bombenabwurf, Gruppe Bison, 1960er Jahre
Thema waren auch die Ölfelder, um die in dieser Einkleidung Europäer und Araber kämpften:
Bohrturm-Übung, Gruppe Mungo, 1964
Rund um die Mondlandung 1969 waren Raumfahrer, Astronauten, Space usw. beliebte Themen:
Auch Roboter wurden, wie hier an einem Georgstag zum Thema.
Gruppenbuch Bison, 1976
Das Kontrastprogramm dazu waren die Hippies. Flower Power hatte schon auf dem Titel des GP 1970 Spuren hinterlassen
GP 1970
und Hippie-Lager waren auch später beliebt – ebenso wie friedliche Lager in einer eigenen Welt «this is our world, this is our place».
Lagerzeitung Korinth 1978
Die 1980er-Jahre brachten viele Einkleidungen, die sich rund um das Thema «Phantasie» drehten, ein Lagerthema war z.B. «Mir sind Phantasier»
Wolfsstufe Manesse und GP 1980
Aber auch das Tagesgeschehen floss weiterhin in den Pfadibetrieb ein. Zum Teil wurden Forscherweekends durchgeführt – gegessen hat man dann natürlich wie bei Laborversuchen nur mit Gummihandschuhen. In einer anderen Einkleidung trafen Wurstgierige auf Vegetarier:
Wurstgierige und Vegetarier, Akten Wiking 1991
Ende der 1990er-Jahren wurden Interviews zur Affäre von Bill Clinton und zu Natels durchgeführt:
Interviews in Zürich, Akten Theben, 1998
Auch Themen wie Radioaktivität wurden aufgenommen, ein Pfadistamm machte sich im Sommerlager auf die Suche nach radioaktivem Material:
Mit Dr. Snuggles auf der Suche nach radiaktivem Material (Carthago-Sola 1999)
Um 2000 drehte sich vieles wieder um Kreativität, z.B. in «Kreativistenweekends» (die dritte Stufe der Abteilung Hutten nannte sich auch so):
Kreativistenweekend 3. Stufe Hutten, GP 3/2004
Danach findet man Einkleidungen wie «Casting-Shows» und eben «Catch the Hipster» neben Themen wie Zirkus, die durch all die Jahrzehnte immer wieder vorkommen.
Übertritt von den Wölfen zu den Pfadi (Gloggi-Archiv P04-09-30)
Im Gloggi-Archiv schlummern Drucksachen, Fotos, Gegenstände aus 106 Jahren Gloggi. Beim Durchsehen werden alte Erinnerungen wieder wach. So bin ich auf Fotos von einer «Abteilungsversammlung» 1958 auf der Dreiwiesen-Lichtung gestossen und erinnerte mich dabei an den Gloggi in den 1960er-Jahren, an die damaligen Waldweihnachten, die mir als Wolf grossen Eindruck gemacht hatten.
Bis 1965 war der Gloggi eine Abteilung. Alle anderen Abteilungen im Kanton Zürich waren aber sehr viel kleiner und hatten sich zu Korps zusammengeschlossen. Eine Neuorganisation drängte sich auf – aus einer Abteilung wurden sechs, die danach zusammen das Korps Glockenhof bildeten.
Vor dieser Reorganisation identifizierten sich Wölfe, Pfadi und Rover stark mit ihrem Gloggi. Auf dem Hemd war des GP-Abzeichen aufgenäht, zu den kurzen Hosen oder dem Jupe trug man Gloggi-Socken. Die Zusammengehörigkeit wurde unter anderem an den Abteilungsbesammlungen sichtbar. Sie fanden zwei Mal jährlich statt, nach den Wettkämpfen am Georgstag (dem heutigen Gloggi-Tag) im Hof des Landesmuseums und vor der Waldweihnacht, meist am Zürichberg in der Waldlichtung «Dreiwiesen».
Raupe hat im GP 1/2006 einen Artikel über den «Georgstag einst» geschrieben (PDF). Im GP 4/1951 findet sich ein Artikel über den Rover-Georgstag, der im GP 4/2003 nochmals abgedruckt wurde (PDF).
Wir – die spätere Abteilung Gryfensee – besammelten uns an Waldweihnachten jeweils bei der Zwickyfabrik zwischen Wallisellen und Dübendorf. Von dort aus wanderten wir durch das bis auf wenige Bauernhöfe und den kleinen Weiler Stettbach unbebaute Gebiet in die Dreiwiesen. Besonders eindrücklich war das 1965, als sich in der Schweiz die Maul- und Klauenseuche ausgebreitet hatte und wir mehrmals mit Desinfektionsmittel getränkte Sägemehlstreifen passieren mussten, damit das Virus nicht durch unsere Schuhe von Hof zu Hof verschleppt werden konnte.
Die SRF Musigwälle hat 2015 eine Reportage aus dem Jahr 1965 wiederholt. In der Aargauer Zeitung erinnert sich ein Bezirkstierarzt zurück. Hier ist auch ein Youtube-Video aus dem SRF-Archiv über Nochtschlachtungen eingefügt.
Auf der Waldlichtung Dreiweisen trafen wir dann die anderen Stämme aus der Stadt und stellten uns mit unseren Wimpeln und der Korpsfahne auf der Lichtung auf. Die Abteilungsleitung nahm «Beförderungen» vor, wer einen Leiterkurs bestanden hatte und aufgerufen wurde, schrie aus mir unerfindlichen Gründen laut «hier» und rannte nach vorne, machte den Pfadi- oder Wolfsgruss und bekam dann mit einem kräftigen Händedruck mit der linken Hand Pfeifenschnur und Abzeichen.
Beförderungen an der Abteilungsbesammlung in den Dreiwiesen 1958 (Gloggi-Archiv P04-09-25u28)
Einmal wurde ein Abteilungsleiter verabschiedet und erhielt eine Ständerlampe mit allen Abzeichen. Und vor allem fanden auch die Übertritte von den Wölfen zu den Pfadi statt. Alle, die einen Wimpel hatte, bildeten einen Tunnel. Wer aufgerufen wurde, rannte mit dem Wolfsgruss in den Tunnel hinein und wurde am anderen Ende vom neuen Pfadileiter («Pfadiführer», sagten wir damals) empfangen und erhielt die neue Krawatte mit in den Farben der neuen Einheit. Wenn dann die frischgebackenen Pfadi angerannt kamen, brüllte der ganze Stamm (der damals wohl noch Zug hiess) den Stammruf und hiess die neuen Mitglieder willkommen.
Unterdessen war es fast dunkel geworden und auf dem Rückweg feierten wir im Wald Waldweihnachten. Einige Leiter hatten die mitgebrachten Kerzen eingesammelt und im Wald einen Baum geschmückt, der Meuteleiter erzählt eine weihnachtliche Geschichte und wir sangen ein paar Weihnachtslieder. Früher habe jeweils ein Pfarrer etwas erzählt, sagte man mir, aber der Spatz könne das ja mindestens so gut.
Waldweihnacht 1958 (Gloggi-Archiv P04-09-42u46)
Nacher ging es zurück über die dunklen Feldwege zur Zwicky-Fabrik, wo uns unsere Eltern erwarteten.
Wenn ich heute mit der S-Bahn Richtung Bahnhof Stettbach fahre, Autobahn, Bahnlinien, Einkaufszentren und Wohnsiedlungen sehe, fällt es mir schwer, mir vorzustellen, dass wir hier an Weihnachten jeweils durch eine völlig dunkle Gegend gewandert sind.
Map.geo.admin.ch ermöglicht mit Karten aus verschiedenen Jahrzehnten einen Zeitvergleich:
Wer hat noch alte Gruppenbücher, Stammzeitungen, Urkunden, Programme usw.? Wir nehmen sie gerne ins Gloggi-Archiv auf: Mail genügt: archiv@gloggi.ch