Pfingsten vor 60 Jahren

Seit 1954 bin ich im Gloggi. Zuerst bei den Normannen, dann in den Roverrotten «Leif Erikson» und «Waräger». Heute bin ich Ruheständler im APV.

1962 war ich Mitglied der Rotte «Leif Erikson» und der ganze Gloggi war männlich, bis auf die Wolfsführerinnen. Wir beschlossen den Pfadis unseres Zuges Normannen an diesen Pfingsten ein positives Bild der Roverei zu vermitteln, um später Nachzug zu erhalten, denn bei uns war drum einiges los. Wir waren zwar im Hölloch, gingen aber in den Sommernächten bräteln und besassen ein selbst in Stand gestelltes Rottenauto, u.s.w., nicht gerade pfaderisch, dafür sehr roverisch. Am Pfingstmontag wollten wir bei ihrem Lagerplatz an der Thur mit einem selbst gebauten Floss landen.

Bauen und Testen des Flosses

So traf sich die Hälfte von uns am Samstagmorgen in Witikon. Die andere Hälfte kutschierte im Laufe des Nachmittags mit den Zelten und dem Baumaterial zum Rover-Lagerplatz in Gütighausen an der Thur (oberhalb Andelfingen) und errichteten das Lager. Wir vier marschierten von Witikon über Dübendorf-Dietlikon-Nürensdorf-Pfungen und Humlikon nach Andelfingen Zur Route ist zu bemerken, dass es im ganzen Kanton Zürich noch keine einzige Autobahn gab. In Andelfingen wurden wir mit dem Rottenauto, «Hillman Super- Minx Cabriolet, Jg. 1951» abgeholt und zum Lagerplatz chauffiert. Am Sonntag bauten wir unser Floss aus Dachlatten, Lastwagenschläuchen und Stricken zusammen.

Los geht’s

Am Montag testeten die einen das Floss, während wir vier Flussfahrer unsere Rucksäcke packten. Zur Steuerung unseres Gefährts wurden noch schnell 4 Ruder zusammengenagelt. Dann wurde verladen, die Fahne gehisst und los gings auf dem Rücken der Thur in zügigem Tempo Richtung Andelfingen.

Wir passierten die Brücken der Lokalstrassen und die Eisenbahnbrücke. Nach der Weinlandbrücke landeten wir beim Pfadi-Lagerplatz und wurden dort mit Hallo empfangen. Natürlich waren wir die «Sibesieche».

Besuch bei den Pfadi

Weiter ging es auf der Thur und unterhalb Ellikon auf den Buckel von Vater Rhein, bis jetzt immer in zügigem Tempo bis nach der Rüdlinger Brücke. Ab dort wurden wir immer langsamer. Der Stau des Eglisauer-Kraftwerks verlangsamte die Strömung. Ab der Tössegg trieben wir noch mit weniger als 1.5 kmh und es wurde immer heisser.

2 Stunden später landeten wir hungrig und durstig am Ziel in Eglisau etwa 500 Meter oberhalb der Schifflände und dort wohne ich jetzt 28 Jahren.

Der Rest unseres Pfingsterlebnisses wäre rasch erzählt, aber ich lasse es bei dieser persönlichen Pointe.

Armin Günter v/o Chäfer