Happy birthday, Gryfensee!

GRY-Abzeichen

Die Abteilung Gryfensee feiert dieses Jahr 90 plus 1 Jahre Pfadi in Wallisellen und bald danach auch in Dübendorf. Ein Grund, herzlich zu gratulieren und ein paar GP-Schlagzeilen und Aktenstücke aus den ersten Jahren auszugraben:
1924 hatten erste Walliseller den Weg zu den Gloggi-Pfadi gefunden und bald wurde die Gruppe «Bison» zur reinen Walliseller Gruppe. (Der Bison hielt seine Traditionen hoch, vom 50-Jahr-Jubiläum der Gruppe bewahren wir im Archiv noch ein T-Shirt mit den eingestickten Namen aller Leiter von 1946 bis 1990 auf.)

1930 wurde dann der Walliseller «Halbzug Wiking-Wallisellen» gegründet und im Dezember 1930 schliesslich der Olymp.

Bevor es aber soweit war, brauchte der vorgesehene neue Zug natürlich Pfadis. Der Gloggi entschloss sich, im Herbst 1930 eine «Propagandaübung» in Wallisellen durchzuführen.


Die ganze Abteilung marschierte von der Allmend Fluntern nach Wallisellen. Man hatte sich nicht lumpen lassen, ein Piccolo-Korps und ein Trommler begleiteten die Pfadi auf ihrem Marsch via Stettbach nach Wallisellen, sie trugen eine Schweizer und eine ungarische Fahne (wohl, weil dort wenige Wochen zuvor ein Auslandlager stattgefunden hatte) mit sich. Am Dorfeingang standen die Walliseller Pfadi (sehr viele waren es noch nicht) Spalier und gemeinsam ging es hinauf zum Tambel, in die Gegend, in der heute das Pfadiheim steht. Dort zeigten die einzelnen Züge den interessierten Walliseller Knaben Zeltbau, Kochen, Brotbacken, Signalisieren und Verwundetentransporte. «Die Walliseller Sprösslinge erscheinen nicht sehr zahlreich» musste der Berichterstatter im GP allerdings notieren.


Man liess aber nicht locker. In Wallisellen war ein Gemeindestubenverein gegründet worden, ein Verein, der eine Art Dorftreff einrichtete und der auch «edle Unterhaltung» organisieren wollte.

… und edle Unterhaltung und Geselligkeit: Zweck der Gemeindestuben (NZZ, 20.11.1929)

Der Gemeindestubenverein wollte alle Volkskreise ansprechen und lud 1930 auch die Pfadi ein, am Unterhaltungsabend mitzumachen. Sie ergriffen die Gelegenheit und probten das Stück «Dä Tälleschuss» ein. Bei einer Probe stellten Mitglieder des Gemeindestubenvereins aber fest, dieses Stück sei viel zu grob und unfein und komme nicht in Frage. Den Pfadi gefiel das Stück aber, sie wollten das vom Gemeindestubenverein gesuchte «anständige Stück» nicht aufführen, es sei «von Moral triefend, die Personen von Wohlanständigkeit und Bravheit überfliessend». Man einigte sich schliesslich, die Worte «Chäib» und «verdammt» nicht zu gebrauchen, sondern «Chog» und «choge» zu sagen. Der «Tälleschuss» durfte nun aufgeführt werden und der Erfolg sei grossartig gewesen. In Zukunft führte der am 6. Dezember dann gegründete Zug Olymp regelmässig Theaterstücke an den Gemeinde­stubenabenden auf.

Auch für die Wölfe und in Dübendorf wurde die Werbetrommel nun stark gerührt, es wurden weitere «Propaganda­übungen», und Elternabende mit Film­vorführungen und Vorträgen veranstaltet und lokale Geschäfte liessen ihr Schaufenster von den Pfadi gestalten, damit sie Werbung für sich machen konnten. Der Gloggi half mit, in dem er immer wieder Anlässe wie Wolfstage und Olympiaden in Wallisellen durchführte und so den Pfadibetrieb sichtbar machte.

Allerdings gab es auch Schwierigkeiten, im Protokollbuch der Eltenkommission ist 1932 davon zu lesen, dass «die besondere Lage in diesem Vorort» diese Schwierigkeiten hervorgerufen habe.

Gemeint waren wohl einerseits, dass viele Knaben am Samstagnachmittag zu Hause helfen mussten und es darum schwierig war, eine genügend grosse Anzahl Mitglieder, die regelmässig bei den Wölfen und Pfadi mitmachten, zu finden. In der Stadt war man aber allgemein dem Pfadibetrieb auf dem Land gegenüber skeptisch. 1933 führte der Stadtverband eine „Inspektion“ des Olymp durch und war zufrieden: auf technischem Gebiet hatten die Walliseller und Dübendorfer Pfadi sehr gut abgeschnitten, wie ebenfalls im Protokollbuch der Elternkommission zu lesen ist:

In zwei Bereichen leistete der Olymp mit seinem Wolfsstamm, der später Dufour getauft wurde, für den Gloggi Pionierarbeit. 1936 beschloss die Elternversammlung des Olymp, mit Hilfe der ganzen Abteilung ein Pfadiheim zu bauen – was dann nach dem 2. Weltkrieg verwirklicht werden konnte und den Gloggi eng mit Wallisellen verband.


Schon 1934 traten die ersten Leiterinnen (damals hiessen sie Wolfsführerinnen), Balu und Diana in die Walliseller Meute ein. Bei heftigem Regenguss gaben sie in der Silvesternacht am Lagerfeuer jedem Wolf die Hand und begrüssten alle mit «Mis Bescht». «Die ersten Führerinnen der Wolfsmeute Wallisellen und der Abteilung Glockenhof, welch ein denkwürdiges Datum, der 31. Dezember 1934» stand im GP.

Der Olymp und seine Wölfe und Wolfsführerinnen 1935

So ganz ernst nahm man die Pfadi in Wallisellen und Dübendorf in Zürich nicht immer. Im GP ist manchmal von «Gwagglisellen» die Rede, und die Ausdrücke «Filiale» und «Provinz» waren selbstverständlich. Man liess diese Provinz aber gewähren, als sie, mal ausprobieren wollte, ob die Wölfe auch von Mädchen geführt werden konnten.

Drei Jahre später begann man dann auch in Zürich, die Wölfe Mädchen und jungen Frauen anzuvertrauen. Wolfsführerinnen bewährten sich bestens und waren sehr schnell gegenüber den Wolfsführern in der grossen Überzahl, auch wenn man nicht immer genügend von ihnen fand. «Dabei ist es ganz klar, dass es überall genügend Schwestern, Cousinen und ähnliche Bekannte gibt, die sich als Wolfsführerinnen eignen würden» schrieb der Abteilungsleiter 1944.

Wölfe und „Wolfsführerin“: Bald überall ein vertrautes Bild (Rudelbuch Amsel 1940er-Jahre)

Nur in Wallisellen und Dübendorf verschwanden die Wolfsführerinnen bis in die 1960er-Jahre wieder.

GP 1941

Vom Ursprung der Abteilungen

Die Abteilungen spielen heute im Gloggi eine wichtige Rolle. Man gehört zum Hadlaub, zum Gryfensee, zur Lägern und wie sie alle heissen. Wie und wann sind sie eigentlich entstanden und wie kamen sie zu ihren Namen?

Bis 1941, als der Gloggi ziemlich stark am Wachsen war, war man einfach Mitglied im Gloggi, der «Pfadfinderabteilung Glockenhof» und in einem «Pfadizug», der «Wolfsmeute» oder dem «Roverbanner».

1941, der Gloggi zählte damals 800 Mitglieder, wurde dann eine Um­organisation vorgenom­men, die Pfadizüge wur­den auf vier «Stämme» aufgeteilt, den Vor­gängern der heutigen Abteilungen: Auf dem GP-Titelblatt von 1947 sind in der Windrose die Stäm­me (mit den römischen Zahlen) abgebildet, dazwischen die 1946 gegründeten PTA, der APV, das Roverbanner und die Wolfsmeute.

GP-Titelblatt 1947 mit den vier Stämmen und ihren Pfadizügen. I: Stamm: Attila, Normannen, Olymp, Wiking, II. Stamm: Friesen, Korinth, Sparta, Totila, III. Stamm: Bubenberg, Kim, Waldmann, Wulp, IV. Stamm: Inka, Mandach, Orion, Tell. Dazwischen Richtung Nordost: PTA, Südost: APV, Südwest: Roverbanner und Nordwest: Wolfsmeute

Die PTA («Pfadi trotz allem») sind heute eine eigene Gloggi-Abteilung. Ihre Anfänge im Balgrist wurden im GP 1947 folgendermassen geschildert:

Beschreibung einer PTA-Übung im GP 1947

Aus den vier Stämmen wurden 1950 fünf, die Züge Olymp und Dübelstein aus Wallisellen und Dübendorf bildeten nun den fünften Stamm.

1953 erhielten die Stämme Namen:

„Zu den so dargestellten Leuten gehören an einem Endchen auch wir noch; darum passen die Namen zu uns. (GP 1953)

Hadlaub und Gryfensee tragen also ihre Namen seit 1953. Johannes Hadlaub und der Landvogt von Greifensee, die Namensgeber kommen in Gottfried Kellers Zürcher Novellen vor, auch die anderen Namen stammen aus Werken von Gottfried Keller oder Conrad Ferdinand Meyer. Wichtig war damals, Namen zu finden mit einem Bezug zu Zürich, deren Träger Vorbildcharakter hatten. Im GP wurden damals auch Ausschnitte aus Werken von Keller und Meyer abgedruckt. Wenn man sie heute so liest, denkt man eher, nimmt man eigentlich nicht an, dass sie zur Identifikation mit den neuen Namen beitrugen…

Unterdessen waren 1958, angeregt von einem Pfadi, der auf einer Seemanns­schule in England gewesen war, die «Seepfad­finder» gegründet worden, ihr Zug «Odysseus» war nicht Teil eines Stam­mes. Rechts das erste Titelbild der Seepfadi-Zeitschrift «Akto».


1959 wurde das Gloggi-Abzeichen eingeführt, Tatokano, von Beruf Grafiker hatte ein Signet geschaffen, das in leicht abgeänderter Form bis heute Bestand hat.

Die nächste Reorganisation veränderte den Gloggi 1964 stark. Die bisherige Abteilung wurde zum Korps umgestaltet, das in Abtei­lungen unterteilt war. Die bisherigen Stämme wur­den nun zu Abteilungen mit den gleichen Namen, auch Wolfsmeuten und Roverrotten gehörten jetzt zu diesen Abteilungen, die alle ein eigenes Abzeichen hatten. Von aussen war die Zugehörigkeit zum Gloggi nur noch an den Gloggi-Socken erkennbar. Diese neue Organisation hat auch in Gruppenbüchern Spuren als «grosser Tag» hinterlassen, hier bei der Gruppe Voss aus dem Totila:

„Am 17. Dezember 1964 wurde die Abteilung Glockhof offiziell zum Cor ernannt.“
Auszug aus dem Gruppenbuch der Gruppe Voss (Totila)

Diskussionen hatte im Vorfeld ausgelöst, ob die Seepfadi eine eigene Abteilung sein sollten und ob wohl alle Abteilungen lebensfähig sein würden oder ob man besser nur vier oder fünf Abteilungen gründen solle. Die Aufteilung in sechs Abteilungen bewährte sich aber lange Jahre.

Die Abzeichen der sechs ursprünglichen Abteilungen:
Manesse, Hutten, Hadlaub, Salander, Gryfensee, Seepfadfind
er

Eine erste Änderung ergab sich, als der Salander sich ganz auf das Wehntal konzentierte und sich schliesslich 1981 mit der Mädchen­abteilung Hochwacht zu Salander-Hochwacht und bald darauf 1982 zur Abteilung Lägern zusammenschloss. Im GP wurde damals folgendermassen über das Gründungsweekend berichtet:

Gründung der Abteilung Lägern (GP 1982)

Etwas mehr als ein Jahr später wurde dann auch im Raum Volketswil und Schwerzenbach eine neue Abteilung gegründet. Die Pfadfin­derinnen­abteilung Mistral schloss sich am Chlausweekend mit den Gryfensee-Einheiten in dieser Region zur Abteilung Wildert, benannt nach einem schönen Waldteich, zusammen. In der Chronik wurde das so vermerkt:

Gründung der Abteilung Wildert (Chronik 1983)

Stark schrumpfende Mitgliederzahlen führten dann 1995 zu einem Zusammenschluss von Hadlaub und Manesse unter dem Namen Hadlaub. 2004 trat die Abteilung Manegg, die für eine eigene Region zu klein geworden war in den Gloggi ein, mit dem sie eine jahr­zehnte­lange gute Zusammenarbeit verband.  Die Pfadfinderinnen­abteilung Manegg war bereits 1925 gegründet worden, auf der Burgruine beim Uetliberg, deren Namen sie trägt.

Protokollauszug zur Aufnahme der Abteilung Manegg in den Bund Schweizerischer Pfadfinderinnen 1926
Ankündigung der „Integration der Abteilung Manegg“ in den Gloggi (GP 2004)

2007 wurde die Abteilung Hutten aufgelöst, ihr Name wurde noch einige Jahre von den «Pfadi trotz allem» als Abteilung PTA Hutten weitergetragen – heute nennt sich diese kleinste Gloggi-Abteilung wieder «PTA Gloggi» und blickt auf eine Geschichte zurück, die 1946 begann.

Die beiden jüngsten Abteilungen im Gloggi sind also gleichzeitig die beiden, die ihren Namen schon am längsten tragen.