Nachrichten weitergeben

Am Gloggenair konnte man bei der Archivgruppe eine kurze Nachricht nur mit den Armen, also per «Semaphor» weitergeben. Jede Armstellung bedeutet einen Buchstaben. Was für fast alle neu war, war früher für die Wölfe eine Selbstverständlichkeit.

Download Semaphor-Alphabet (Wikimedia Commons)

16 Buchstaben in der Minute konnte ein Wolf in den 1940er-Jahren «semaphörlen». Man war (wie hier 1942 im GP) stolz darauf, etwas zu können, das sonst nur noch die Matrosen konnten:

Auch die Pfadis brauchten Semaphor für kurze Distanzen:

Gruppenbuch Gemse, Tell 1938

Im GP wurde in den 1940er-Jahren empfohlen, sofort nach dem Aufstehen im kalten Schlafzimmer sämtliche Semaphor-Zeichen vor dem Spiegel zu üben, dann habe man mit Sicherheit wieder warm.

aus dem GP 1941

Im Alltag war das Telefon natürlich schneller. Weil bis in die 1950er-Jahre aber lange nicht alle eine Telefon hatten, wurden Nachrichten, wann man sich treffe als «Alarm» weitergegeben:

Gruppenbuch Wulp 1940

Wer kein Telefon hatte, wurde zu Fuss, per Trotinett oder Velo informiert. Vom Telefon im nahen Restaurant meldete man dann, dass man die Nachricht erhalten habe.

An ihren Anlässen hatten die Pfadi aber den den Ehrgeiz, Nachrichten über möglichst grosse Distanzen weiterzugeben.

Gruppenbuch Tell 1930

Am Tag konnte man sich mit solchen Winkerscheiben und dem Morsealphabet (-> Pfadiwiki) kilometerweit verständigen. Das hatte aber natürlich den Nachteil, dass alle, die morsen konnten, die Nachricht ebenfalls lesen konnten.

Deshalb chiffrierte man wenn nötig die Meldungen. Hier ein Beispiel aus dem GP 1937: Jeder Buchstabe wurde durch zwei andere ausgedrückt. Statt p wurde GH gemorst. Pfadi hiess dann

GH/QB/AB/KB/GE

So hatte jede Gruppe ihren eigenen geheimen Code. Wer ihn nicht kannte, hatte keine Chance, die Nachricht zu verstehen.

Das Übermitteln brachte so manchmal viel Wartezeiten mit sich, weil man die Meldung zuerst entschlüsseln musste.

Gruppenbücher Schwan 1962 und Luchs (Wulp) 1940

Einige Stämme besassen sogar Heliographen, eine Art abdeckbare Spiegel, mit denen man bei Sonnenlicht sehr weit morsen konnte.

Heliograph (Bild PD)

In der Nacht morste man mit Taschenlampen, Laternen oder sogar Blinkapparaten, die mit einem Dynamo angetrieben wurden. Sie waren zwar sehr schwer, aber es war ein gutes Gefühl vom Uetliberg auf den Pfannenstil zu blinken und sich zu verstehen.

Ab etwa 1960 liest man dann in GP und Gruppenbüchern weniger von solchen Methoden, Nachrichten weiterzugeben. Anderes rückte in den Vordergrund. Man morste mit Tastern, funkte, machte Radiosendungen und schliesslich begann das Internet, eine wichtige Funktion zu übernehmen.

Sommerlager Wolfsstufe 1958, Eigenthal

Pfadiheim Wallisellen – Einweihung und Einrichtung

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Nach einem Schlussspurt kann das Heim am 1. Mai 1949, dem Georgstag eingeweiht werden. Es regnet in Strömen. Die NZZ berichtet von der «Erfüllung vieler Wünsche und Träume».

Die Gruppe Mungo aus dem Olymp beschreibt den Tag ziemlich nüchtern folgendermassen:

Rapporte Gruppe Mungo, Olymp

Das Heim ist allerdings noch lange nicht fertig eingerichtet, vor allem fehlen noch die Matratzen. Es muss dafür nochmals Geld gesammelt werden.

Aus dem GP 1949

Über die fehlenden Matratzen macht sich der APV in einer Schnitzelbank lustig, er geht davon aus, dass sie dann im Jahr 2000 bestellt sein werden.

Erinnerungsbuch des damaligen Abteilungsstabes

Schliesslich ist alles zur Vermitung bereit, das neue Heim samt Kachelofen und Waschbecken im Eingangsbereich präsentiert sich in bestem Zustand:

Der Heimverwalter hat allerdings noch etwas Sorgen mit der Wiese:

GP 1949

Aber ab Frühling 1950 ist das Heim tatsächlich «in vollem Umfange benutzbar».

Postkarte des Heims

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Pfadiheim Wallisellen – Finanzierung und Bau

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1945, nach dem zweiten Weltkrieg kann nun wieder an den Bau des Pfadiheimes in Wallisellen gedacht werden. Ein grosser Verlust für die Abteilung ist, dass einer der treibenden Kräfte, Max Gysler v/o Vetter, früher Gründungsredaktor des Goldenen Pfeils und Abteilungsleiter an einem Pfadianlass an Herzversagen stirbt. Der mit dem Gloggi eng verbundene Pfarrer und Schriftsteller Niklaus Bolt schreibt im GP:

Aus: Der Goldene Pfeil, 1945

Der Gloggi ist durch die Durchführung von Kinderlagern für kriegsgeschädigte Knaben stark gefordert. 1947 spalten sich Pfadi aus verschiedenen Zügen ab und gründen die neue Abteilung «Fels», was den Gloggi in eine Krise stürzt. Auch die Finanzierung für das Pfadiheim in Wallisellen ist nach wie vor nicht gesichert.

Trotzdem will man den Heimbau vorantreiben, Eugen Heer, früher Pfadi und Leiter im Zug Orion zeichnet ein neues Projekt.

Aus: Der Goldene Pfeil, 1949

In den Abteilungsakten ist aber vermerkt, dass noch keine Entscheide gefallen seien – das Finanzloch ist gross.

1947 kann aber mit dem Nachlass von Max Gysler v/o Vetter eine Stiftung gegründet werden, die über 50’000 Franken an den Heimbau beitragen wird:

Schweizerisches Handelsamtsblatt, November 1947

Weitere Finanzaktionen erfolgen 1948 mit Schwung:

der Heimbau kann beginnen. Die Isolation soll mit Zeitungspapier erfolgen, Wölfe, Pfadi und Rover sammeln also bei Eltern, Verwandten und Bekannten je nach Quelle 7 bis 12 Tonnen Zeitungspapier. Wie aus den Abteilungsakten ersichtlich ist, wird dafür keine Bewilligung eingeholt:

Das Heim wird jetzt in sehr schneller Zeit gebaut, Spatenstich ist am 16. Oktober 1948, die Einweihung soll dann bereits am Georgstag 1949, am 1. Mai stattfinden.

Der Einsatz des ganzen Gloggi ist nötig, um vorwärts zu kommen, werden z.B. statt Chlausweekends Arbeitseinsätze durchgeführt, wie im GP schön beschrieben ist: «Statt Chlausübung, wir armen Gsellen, ins Heim wir mussten, nach Wallisellen»:

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