Die Abteilung Manegg feiert dieses Jahr ihren 100. Geburtstag. Sie ist die älteste noch bestehende Mädchenpfadi der Deutschschweiz. Zahlreiche Dokumente im Manegg-Archiv – Gruppenbücher, Protokolle, Fotoalben, Dias oder Zeitungsausschnitte – zeugen von 100 Jahren Frauenpower.
Hier ein paar Einblicke und Fundstücke:
Internationale Beziehungen spielten in der Mädchenpfadi stets eine wichtige Rolle. Dies lag nicht zuletzt an Olave Baden Powell, der Frau von Bi-Pi, die mehrmals in die Schweiz reiste und auch die Manegg besuchte. Mit ihrer fröhlichen und herzlichen Art beeindruckte sie viele.
Teeparty mit Lady Bi-Pi (mit Hut) in der Kafega. Links im Bild Mops, die Abteilungsleiterin der Manegg, 1946
1949 bestaunte Lady Bi-Pi das neu errichtete Manegg-Huus in Hedingen.
Das erste Weltzentrum der Pfadfinderinnen, das Our Chalet in Adelboden, wurde 1932 eingeweiht. Lady Bi-Pi und viele Manegglerinnen waren dabei. Die Manegg blieb über Jahrzehnte eng verbunden mit dem Weltzentrum. Zahlreiche Leiterinnen verbrachten ihre Winterferien dort als Helferinnen und Skilehrerinnen.
In den 1950er-Jahren übernahm mit Gret Spetzler v/o Schnagg sogar eine Manegglerin die Leitung des Hauses.
20-Jahr-Feier des Our Chalet in Adelboden, 1952
Vom Einsatz der Manegg-Pfadis nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs berichtet dieser Artikel im Tages-Anzeiger vom 13. September 1939:
1940 nahmen rund 250 Manegglerinnen an einem viertägigen Samariterkurs des Territorial-Kommandos 6 teil. Im Kriegsfall sollten sie als spezielle Samariter-Einheit für den Sanitätsdienst eingesetzt werden
Besonders eindrücklich sind die zahlreichen sorgfältig gestalteten Gruppen- und Erinnerungsbücher. Als Beispiel seht ihr hier einen Bericht von Bärli über eine Aktivität des 6. Zuges im Jahr 1938.
Zum 50-Jahr-Jubiläum 1975 veranstaltete die Manegg eine grosse Chilbi auf der Landiwiese.
Das Korps Glockenhof schenkte der Abteilung eine Kuhglocke, überreicht von Korpsleiter Peter Stünzi v/o Riss. Dies ist in Fotografien und einem Zeitungsbericht belegt – die Glocke selber hat den Weg ins Archiv bisher nicht gefunden
Zweimal zierten Manegglerinnen in Uniform Titelseiten einer Zeitschrift: 1943 das Wochenblatt «La semaine de la femme»
und 1961 Ringiers «Blatt für Alle»:
Möchtest du mehr über die Geschichte der Manegg erfahren?
Zum Jubiläumsfest am 6. September 2025 erscheint ein Magazin mit vielen Abbildungen und unterhaltsamen Texten. Dieses kann für 10.- bestellt werden (Mail an archiv@manegg.ch oder über manegg.ch/100-jahre-pfadi-manegg).
Das Heim wurde, wie die im Sozialarchiv noch vorhandenen Hüttenbücher zeigen, sehr gut genutzt, natürlich von der Patria – aber auch der Gloggi und die damals nicht zum Gloggi gehörende Abteilung Manegg waren eifriger Nutzer, wie die folgenden Einträge zeigen:
Über 3500 Arbeitsstunden wurden von Pfadi, Eltern, APV geleistet. Nur was man beim besten Willen nicht selbst machen konnte, wurde befreundeten Baufirmen übergeben – die trotz Freundschaftspreisen benötigten 22’000 Franken wurden zu einem rechten Teil von den Pfadi erarbeitet. Sie betätigten sich als Ausläufer, in Schiessständen als Warner und Zeiger und arbeiteteten als Forstgehilfen beim stadtzürcherischen Forstamt. Die restlichen Finanzen stammten dann aus Spenden von Ehemaligen und Eltern.
Wie die folgenden Ausschnitte aus Zeitschriften zeigen, war der Heimbau ein Gemeinschaftswerk der ganzen Abteilung:
Ausschnitte aus Illustrierten (ohne Quellenangabe, Sozialarchiv Ar 664.429 und 430)
Der Aderlass im Gloggi ging aber weiter. Nachdem die Patria die Abteilung Glockenhof verlassen hatte, spalteten sich (für viele besonders schmerzhaft, weil unter der Leitung des Gründers der Pfadi Gloggi Emil Dändliker) die Abteilung Libertas und danach die Abteilung Winkelried vom Gloggi ab:
Die nicht mehr zur Abteilung Glockenhof gehörenden Abteilungen bildeten nun das Stadtkorps, das ein Gegengewicht zum Gloggi darstellte.
Das stärkste Mitglied des Stadtkorps blieb die Patria, weshalb das Stadtkorps 1940 dann auch wieder auf den Namen „Patria“ umgetauft wurde.
Die Beziehungen zwischen Patria und Gloggi waren damals längst wieder freundschaftlich geworden, im GP wurde, wie hier 1943, auch über die Patria berichtet – es gehe der Abteilung gut:
Interessant, dass die Patria keine Wölfe hatte, vom Dschungelbuch wollte man nichts wissen, sondern „Knappen“.
Die Patria gedieh weiter, die Hütte am Horgenerweiher hatte man abreissen müssen und es entstand der Wunsch nach einem eigenen Heim:
Man wurde am Hüttikerberg fündig – ganz einfach war es aber nicht, dort ein Heim zu bauen, es mussten Finanzen aufgetrieben, Landstücke abgetauscht, Durchleitungsrechte gesichert und Baupläne gezeichnet werden. Am 7. August 1950 war es dann so weit: der Hüttiker Gemeinderat bewilligte das Baugesuch.
(Sozialarchiv Ar 664.429 und 430)
Jetzt ging es erst recht los. Die Patria wollte das Haus von Grund auf selbst bauen und das gelang ihr auch.
Im Gloggi-Laden und bei hajk gibt es auch runde und langgezogene Abzeichen zu kaufen: «Spezialitäten-Abzeichen» der Wolfs- und Pfadistufe. Auch im Archiv haben wir viele solche «Spez»-Abzeichen. Welche Geschichte haben sie?
Für den Gründer der Pfadibewegung, Baden-Powell (Bi-Pi) war klar: Nicht alle Pfadi müssen das Gleiche können. Alle haben doch etwas, das sie besonders gut können und besonders gern machen – eben ihre Spezialitäten. Und gerade in diesen Gebieten sollen sie Fortschritte machen, Neues dazu lernen und es so anwenden, dass die ganze Gruppe davon profitiert. Schon zu Bi-Pis Zeiten erhielt man für Fortschritte auf einem Spezialgebiet als Anerkennung ein Spezialitäten-Abzeichen.
Bi-Pi hat das in seinem Buch „Aids to Scoutmastership“ für Leiterinnen und Leiter beschrieben. Wir haben im Archiv eine englische Version (Auszug, englisch als PDF).
Weil Bi-Pi selbst besonders gerne schauspielerte, zeichnete er in seinen Hinweisen für Leitende eine Gruppe beim Singen und Theaterspielen. Wer hier besondere Fortschritte machte, solle z.B. das Spezialitäten-Abzeichen «Schauspieler», «Schauspielerin» bekommen.
Auch in seinen Büchern für Wölfe und Pfadi hat Bi-Pi die Spezialitäten dargestellt. Die Abzeichen für die Wölfe sahen 1936 so aus:
Schon die ersten Abzeichen waren in unterschiedlichen Farben gehalten. Wer sich in einer Spezialität auszeichnete, die für die Beziehung zu den Mitmenschen wichtig war, erhielt ein rotes Abzeichen (bzw. ein Abzeichen mit einem roten Rand), Spezialitäten die körperliche Aktivitäten betrafen, waren grün usw. – Weit von den heutigen „fünf Beziehungen“ im Pfadiprofil (Beziehung zur Persönlichkeit, zum Körper, zu den Mitmenschen, zur Umwelt, zum Spirituellen) war man schon damals nicht entfernt.
Die Spezialitäten für die jüngeren Mädchen (in der Schweiz wurden sie zuerst Heinzelmännchen, erst dann Bienli genannt) waren sehr ähnlich wie diejenigen der Wölfe. Zwischen Pfadfindern und Pfadfinderinnen unterschieden sie sich stärker, bei den Pfadfinderinnen waren auch viele damals als typisch weibliche angesehene Spezialitäten dabei. Hier ein Ausschnitt:
Diese Illustration stammt vom Schweizerischen Pfadiarchiv. Es hat die Spezialabzeichen der Pfadistufe von 1919 bis 2024 schön zusammengestellt (PDF).
Die Abzeichen selbst und ihre Anzahl veränderten sich im Laufe der Zeit aber erheblich. Hier z.B. das Schauspielabzeichen:
1923 (Mädchen), 1956 (Knaben), 1990 und 2004 (PBS)
Im Gloggi achtete man darauf, dass jemand nicht zu viele Spezialitäten-Abzeichen erwarb, vier oder fünf waren die obere Grenze. Wer mehr Abzeichen am Ärmel hatte, wurde etwas abschätzig «Christbaum» genannt. In anderen Ländern war das anders. An Jamborees und anderen internationalen Treffen wunderten sich manchmal Pfadis aus anderen Ländern über den mangelnden Ehrgeiz in der Schweiz. In vielen anderen Pfadiorganisationen hatte (und hat) man ja das Ziel, möglichst viele Spezialitätenabzeichen zu erwerben und an den Ärmel zu nähen.
GP 1956 über ein Lagerfeuer mit holländischen Pfadfindern. Die Thebaner wundern sich darüber, dass ein Holländer neunzehn Spezialabzeichen erworben hatte.
Im Gloggi bestimmte meist die Abteilungsleitung, in welchen Gebieten Wölfe und Pfadi sich überhaupt spezialisieren konnten. Dann wurden Höcks und Weekends organisiert, an denen man sich die nötigen Fähigkeiten erwerben konnte. 1951 skizzierte die GP-Redaktion welche Spezialitäten beliebt waren:
Die Pfadis, die sich als Topograph spezialisierten, lernten unter anderem den Verlauf eines Baches zu vermessen und davon eine Karte im Massstab 1:1000 und ein Kroki zu erstellen. Offenbar vergassen sich die Pfadi beim Vermessen einmal so, dass sie in Wallisellen in einen frisch angesäten Acker trampelten und dem Bauer zwei Franken für den Landschaden bezahlen mussten.
Häufig standen auch in Sommerlagern Spezialitäten im Zentrum. 1962 nahm sich der Wiking vor, Wetterwarte und Pioniere auszubilden. Im GP wird berichtet:
Um das Kochspezialitätenabzeichen zu erhalten war oft das Mitwirken in der Kochgruppe eines Ausbildungslagers nötig, und das «Reporter»-Abzeichen erhielt selbstverständlich nur, wer Reportagen für den GP gemacht hatte.
Die Möglichkeit, sich in einer Spezialität weiterzuentwickeln und diese anzuwenden, wurde in all den Jahren mal mehr, mal weniger genutzt. Am stärksten im Vordergrund standen Spezialitäten wohl im Relais-Lager, das der (Knaben-)Pfadiund 1954 im Greyerzerland durchführte.
wurde damals in der Presse berichtet. Hier der Bericht im Bieler Tagblatt (28. Juli 1954):
Jeder angemeldete Stamm hatte einen eigenen Lagerplatz. Von dort aus konnten die Pfadi dann in Interessengruppen mehrere Tage an verschiedenen «Relais» teilnehmen. Das waren Posten im Lagergebiet, an denen sie in grossem Stil in eine Spezialität eingeführt wurden. Die Pioniere fällten mit den Förstern Bäume, bauten daraus Türme und Zugbrücken und schnitzten Totempfähle. Im Relais «Darstellungskunst» wurden Theater und Musicals eingeübt, man konnte sich vertiefen in die Spezialitäten Schauspieler, Lagermusikant, Tätschmeister, Maler, Fotograf, Dolmetscher, Chronist, Schnitzler, Bastler, Koch und Dolmetscher.
Im Relais «Mechanik» lernte man Löten und Schweissen ganze Autos und Vespas wurden zerlegt und Wasserturbinen gebaut (Presseartikel und Lagerbuch Teja).
Über das Relais „Meldedienst“ berichtet folgender Eintrag im Teja-Lagerbuch von 1954:
Am Abend kehrten die Pfadi jeweils an den Lagerplatz ihres Stammes zurück und erzählten sich am Lagerfeuer vom tagsüber Gelernten.
Die Spezialitäten sind in Ergänzung zu den verschiedenen Etappen oder Steps in der Pfadibewegung auch heute noch wichtige Schritte zur persönlichen Entwicklung. Sie werden bei den Pfadiprofilen auf der Website der PBS bei den Wölfen wie den Pfadis dargestellt. Hoffen wir, dass sie auch in Zukunft weiterentwickelt und angewendet werden.
Angefangen hat alles im Jahre 1938 mit den «Instruktionsbögen für die Pfadfinderabteilung Glockenhof». Über die Redaktoren dieser ersten Pfaditechnik ist nichts bekannt, da noch kein Impressum oder Vorwort verfasst wurde. Einzelne Teile dieser Pfaditechnik erschienen als Artikel im Goldenen Pfeil und wurden in geänderter Form zusammengefasst.
Die zweite Auflage aus dem Jahre 1945 trägt den Titel «Pfadertechnik in Wort und Bild». Als Verfasser fungiert die Rovergruppe Ren des Stammes Totila. Das Redaktionsteams bestand aus Po und Osi.
1949 publizierte der Ausbildungschef Thomas Brunner v/o Filo mit Illustrationen von Th. Hügi die dritte Auflage im A4 Format unter dem Namen «Pfadfindertechnik». Dieses 112 Seiten umfassende Buch wurde als Ausbildungsheft durch den «Schweizerischen Pfadfinderbund» herausgegeben. Der Name «Glockenhof» ist bis zur 6. Auflage im Buch nicht mehr zu finden. Thomas Brunner ist es sicherlich zu verdanken, dass die Pfaditechnik zum Standardwerk der Deutschschweizer Pfadi wurde und bis heute teilweise auch noch ist. Thomas Brunner verstarb leider viel zu früh im Jahre 1952 bei einem Eisenbahnunglück, so dass er den Erfolg seines Werkes nicht mehr weiterverfolgen konnte.
Nach 10’000 verkauften Exemplaren erscheint im Jahre 1958 die Pfaditechnik erstmals als gebundenes Buch im A5 Format. Der Abteilungsleiter Ernst Attinger v/o Ätti schreibt dazu im Vorwort:
„Mancher Führer wird der neuen Auflage kritisch begegnen und vielleicht in ihrer Gestaltung eine amerikanisierende Tendenz feststellen. Unsere Pfadfindertechnik wurde aber von aktiven Führern bearbeitet, die den Stoff so begrenzen, dass er von guten Pfadfindern beherrscht werden kann.„
Das war sicherlich ein weiteres Erfolgsrezept. Entstanden doch sämtliche späteren Auflagen immer unter reger Teilnahme von älteren Leitenden deren aktive Pfadizeit noch nicht allzu lange zurücklag.
Titelbilder der Pfaditechnik 7. bis 19. Auflage
Inhaltlich waren in allen Auflagen die klassischen Pfaditechnik Themen wie Kartenlesen, Blachenkunde, Lagerbau, Samariter, Seilkunde, Morsen und Krokieren präsent, während die Themen Natur und Umwelt sowie Sternkunden in den 70er und 80er Jahren aus der Pfaditechnik verschwanden, jedoch ab den 90er Jahren wieder ein Comeback feierten und bis heute ein fester Bestandteil des Buches sind. Hier muss man fairerweise festhalten, dass das Redaktionsteam der 8. Auflage Ende der 70er Jahre Pläne hatte, ein separates Buch zu diesen Themen zu veröffentlichen.
Titelbild Kapitel «erste Hilfe» sowie Einführung ins Kapitel Seil aus der 7. Auflage 1958
Bis zur 8. Auflage war auch Bürgerkunde und Schweizer Geschichte Bestandteil der Pfaditechnik. Bewusst verzichtet wurde bis zur 13. Auflage im Jahre 2002 auf ein Kapitel zur Pfadi Allgemein. Dieses wurde dannzumal in kurzer Form integriert, um die Grundlagen unserer Bewegung gebührend zu würdigen.
Der Fokus lag immer auf den Themen, welche in oder für die Vorbereitung von Nachmittagen, Weekends und Lagern den Pfadis von grossem Nutzen waren.
Die Illustrationen wurden wie die Texte von aktiven und ehemaligen Leitern erstellt. Einige Illustrationen wurden über verschiedene Auflagen weiter entwickelt und auf die neusten Erkenntnisse angepasst.
Der Jochsteg aus der 2. Auflage (1945) und 14. Auflage (2002)
Auch die Tierspuren und Illustrationen sind seit dem Jahre 1958 in ähnlicher Form Bestandteil der Pfaditechnik.
Spuren des Hasen aus der 7. Auflage (1958) und 19. Auflage (2024)
In den früheren Auflagen wurden einige Kapitel ausführlicher behandelt. So gab es in der 2. Auflage von 1945 auch eine Anleitung und Skizzen zum Bau von Stühlen oder eines Sprungbrettes.
In den Lagern ist man immer darauf bedacht, nur so viel Technik wie nötig mitzunehmen resp. aufzubauen. Trotzdem gab es in der Pfaditechnik von 1978 eine Anleitung zur Stromproduktion im Lager. Die Redaktoren wiesen darauf hin, dass solche Bauten eine Ausnahme sein sollten und nur errichtet werden sollten, wenn dies thematisch ins Lager passt.
Ende Oktober war es nun soweit. Die 19. Auflage der neuen Pfaditechnik erschien. Die Inhalte wurden komplett überarbeitet. Unter anderem wurde das Kapitel Seil auf die aktuellsten Sicherheitsbestimmungen angepasst und sämtliche Illustrationen entsprechend angepasst.
Dank dem grossen Einsatz von aktiven und ehemaligen Leitenden des Gloggis aber auch von Pfadis ausserhalb konnte dieses Werk wieder realisiert werden.
Die neue Pfaditechnik ist ab Ende Oktober bei Hajk Scout & Sport oder direkt im Sekretariat des Gloggis oder dem Cevi Laden an der Sihlstr. 33 in Zürich erhältlich.
1923 erhielt ein damaliger Gloggi-Leiter diese Postkarte von einem Freund. «Der Pfadfinder ist gut zu den Tieren» stand in französischer Sprache darauf. Die Karte stammte aus einer Serie von 10 Karten mit Sujets zum Pfadigesetz. „Der Pfadfinder schützt Tiere und Pflanzen“ wurde mit Zugtieren illustriert wurde, die damals Kutschen, Pflüge, Lastenwagen zogen und häufig auch geschunden wurden.
Welche Rolle spielten Tiere in der Pfadi?
In alten Berichten im Gloggi-Archiv liest man von Maultier „Hans“. Hans trug viele Jahre die Lasten auf den Restiberg, wo das Cevi-Haus und daneben ein Pfadiheim standen. Während die Pfadi ihr Material meist auf dem eigenen Rücken hochschleppten, war Hans für das Gepäck der älteren Cevi-Mitglieder zuständig. Das Maultier wurde, wenn es nicht gerade arbeitete, von CVJM-Mitgliedern und Pfadfindern gleichermassen gepflegt und gehätschelt.
Der Pfad zum Restiberg im Glarnerland. Hier säumte Maultier „Hans“ die Waren hinauf.
Nutztiere waren aber auch in den Lagern dabei, hier eine Ziege, die 1916 im Sola Lachen Milch gab und , wie das Glasplattendia zeigt, natürlich auch freundlich ins Lagerleben einbezogen wurde:
Eine besondere Beziehung hatten Wölfe und Pfadi natürlich zu den Tieren aus dem Dschungelbuch und zu Tieren, nach denen sie selbst, ihr Rudel oder ihre Gruppe benannt waren. Das zeigte sich auf den Wimpeln (jede Gruppe, manchmal auch jeder Pfadi hatte einen eigenen Wimpel) und in vielen Zeichnungen in den Gruppenbüchern. Nebenstehend 1963 Gruppe Voss, Totila. Unten: Rudel Star, (1930er-Jahre), Namenwimpel von Spatz (1940er-Jahre), Gruppe Gepard, Normannen (1960er-Jahre).
Eine häufige Aktivität im Wald war das Beobachten von Tieren. Spurenlesen wurde in allen Stufen geübt. Um Tiere aus anderen Weltgegenden zu beobachten, ging man oft in den Zoo (Billett und Zeichnungen von 1962).
In den Lagern holte man beim Bauern Frischmilch von Kühen und Ziegen. Manchmal alberte man auch mit den Tieren herum, setzte ihnen wie auf den Bildern 1932 und 1989 einen Hut auf. Das Vieh fand nicht immer Gefallen an den Pfadi, die auf ihren Weiden lagerten. Hier in der Mitte das zerstörte Wiking- Lager nach dem «Überfall der Rindviecher» 1962.
Freude hatte im gleichen Jahr der Korinth an Esel «Rino», den der Stamm im Tessin bei einem Bauern kennengelernt hatte. Er folgte den Korinthern den ganzen weiten Weg vom Lagerplatz nach Lugano, um dort Material abzuholen. Auf dem Rückweg half er zuerst, den Karren zu ziehen. Dann musste er mit Brot gelockt werden und schliesslich blieb er stehen. Die Pfadi mussten den Bauer holen. Mit seiner Hilfe kamen Rino und Material schliesslich ins Lager.
1956 fand das Bundeslager in den Freibergen statt, hier hatten dann alle Pfadi Gelegenheit, mit Freiberger Pferden Bekanntschaft zu schliessen:
Reiten und Kutschenfahren war auch danach ein Höhepunkt in verschiedensten Lagern, hier im PTA-Lager 1978:
Hühner spielten nicht nur als Eierlieferanten eine wichtige Rolle, sie wurden auch ins Lagerprogramm einbezogen. 1980 wurde im Gryfensee während des Herbstlagers ein Huhn entführt und musste von den Wölfen zurückerobert werden. Laut Lagerbuch soll es etwas verängstigt gewesen sein. Es legte aber, wie damals gezeichnet, bald trotzdem wieder ein Ei…
Auch Schweine, Meersäuli, Ratten (die anfangs 1980er-Jahre auch als Kuscheltiere gehalten wurden), bevölkerten die Gloggi-Lager.
Die treusten Begleiter waren aber Katzen und Hunde. Aus sehr vielen Lagern gibt es Bilder von Büsis, die sich noch so gerne streicheln liessen, hier 1958 im Lager der Wolfsmeute und 1968 bei den Normannen:
Suchhunde waren dabei, wenn die Leiter Lawinenkurse besuchten (1963 über Ostern),
und als Begleiter in verschiedensten Lagern.
Dieser herzige Hund wurde 2022 im Bundeslager mova sogar zum Instagram-Star (Bild Instagram).
Am Gloggenair konnte man bei der Archivgruppe eine kurze Nachricht nur mit den Armen, also per «Semaphor» weitergeben. Jede Armstellung bedeutet einen Buchstaben. Was für fast alle neu war, war früher für die Wölfe eine Selbstverständlichkeit.
16 Buchstaben in der Minute konnte ein Wolf in den 1940er-Jahren «semaphörlen». Man war (wie hier 1942 im GP) stolz darauf, etwas zu können, das sonst nur noch die Matrosen konnten:
Auch die Pfadis brauchten Semaphor für kurze Distanzen:
Gruppenbuch Gemse, Tell 1938
Im GP wurde in den 1940er-Jahren empfohlen, sofort nach dem Aufstehen im kalten Schlafzimmer sämtliche Semaphor-Zeichen vor dem Spiegel zu üben, dann habe man mit Sicherheit wieder warm.
aus dem GP 1941
Im Alltag war das Telefon natürlich schneller. Weil bis in die 1950er-Jahre aber lange nicht alle eine Telefon hatten, wurden Nachrichten, wann man sich treffe als «Alarm» weitergegeben:
Gruppenbuch Wulp 1940
Wer kein Telefon hatte, wurde zu Fuss, per Trotinett oder Velo informiert. Vom Telefon im nahen Restaurant meldete man dann, dass man die Nachricht erhalten habe.
An ihren Anlässen hatten die Pfadi aber den den Ehrgeiz, Nachrichten über möglichst grosse Distanzen weiterzugeben.
Gruppenbuch Tell 1930
Am Tag konnte man sich mit solchen Winkerscheiben und dem Morsealphabet (-> Pfadiwiki) kilometerweit verständigen. Das hatte aber natürlich den Nachteil, dass alle, die morsen konnten, die Nachricht ebenfalls lesen konnten.
Deshalb chiffrierte man wenn nötig die Meldungen. Hier ein Beispiel aus dem GP 1937: Jeder Buchstabe wurde durch zwei andere ausgedrückt. Statt p wurde GH gemorst. Pfadi hiess dann
GH/QB/AB/KB/GE
So hatte jede Gruppe ihren eigenen geheimen Code. Wer ihn nicht kannte, hatte keine Chance, die Nachricht zu verstehen.
Das Übermitteln brachte so manchmal viel Wartezeiten mit sich, weil man die Meldung zuerst entschlüsseln musste.
Gruppenbücher Schwan 1962 und Luchs (Wulp) 1940
Einige Stämme besassen sogar Heliographen, eine Art abdeckbare Spiegel, mit denen man bei Sonnenlicht sehr weit morsen konnte.
Heliograph (Bild PD)
In der Nacht morste man mit Taschenlampen, Laternen oder sogar Blinkapparaten, die mit einem Dynamo angetrieben wurden. Sie waren zwar sehr schwer, aber es war ein gutes Gefühl vom Uetliberg auf den Pfannenstil zu blinken und sich zu verstehen.
Ab etwa 1960 liest man dann in GP und Gruppenbüchern weniger von solchen Methoden, Nachrichten weiterzugeben. Anderes rückte in den Vordergrund. Man morste mit Tastern, funkte, machte Radiosendungen und schliesslich begann das Internet, eine wichtige Funktion zu übernehmen.
Das Walliseller Heim auf dem Tambel wird für Ausbildungskurse, Lager, Weekends und Höcks rege benutzt, auch ausländische Pfadfinder verbringen hier gerne einige Tage.
In den 1950er und 1960er-Jahren wird weiter gebaut, ein Anschluss an die Kanalisation ist nötig, die Wiese muss planiert werden usw.
Immer wieder werden am Georgstag aber auch grosse Heimfeste gefeiert, mit Ständen, Theater, Bahnen, Wettbewerben, Pfaditechnik-Demonstrationen usw. Die Pfadi übernachten in Zelten, am Sonntag werden nach einem Feldgottesdienst dann die Eltern, APV, Freundeskreis und Behörden begrüsst, so am Georstag 1951, 1954, dann zum 50-Jahr-Jubliläum des Gloggi 1962 und 1967 unter dem Motto «Wunderlampe».
1951 muss das Fest wegen abermals strömendem Regen um eine Woche verschoben werden, am folgenden Wochenende ist es mit Jeepfahrten, Jazz-Orchester und unzähligen Buden und Ständen aber ein voller Erfolg:
Aus dem GP 1952
1954 errichtet der Theben eine Schwebebahn zum Reservoir, die Rover der Rotte «Graal» spielen Jazz, ein Riesenrad mit allen Zugswappen thront auf dem Reservoir und neben allen Buden und Ständen gibt es für die Jüngeren auch Kasperlitheater.
Hier dank der Dias von Ruedi Schüle v/o Sugus (Herzlichen Dank!) Ein paar Eindrücke vom Heimfest 1962, dem 50-Jahr-Jubiläum des Gloggi (durch Klick vergrössern):
Tor zur „Gloggi-Strasse“Transport Aubrugg – PfadiheimDas Zeltlager vom Turm ausFestgeländeTheaterStamm ManesseDas BähnliTrapperkücheTurm auf dem ReservoirAbteilungsbesammlungÜbermittlungsdemonstration des WikingWulp-Stand
Und hier aus einem Nachlass einige archivierte Eindrücke des Heimfestes 1967 , das unter dem Motto «Wunderlampe» stand .
«6. Mai: Tag der guten Tat» lese ich vor dem Coop. Mir kommt in den Sinn, wie wir in den Wölfen einmal eine «Aktion gute Tat» machten. Alle führten eine Liste und notierten jeden Tag ihre gute Tat. Wer Ende Quartal die meisten guten Taten notiert hatte, gewann einen Preis. Beim Ausfüllen meiner Liste musste ich manchmal überlegen. War jetzt «Meiner Schwester meine Chäpslipistole ausgeliehen» eine gute Tat oder nicht einfach eine Selbstverständlichkeit?
Der Gründer der Pfadibewegung, Bi-Pi (Baden-Powell) hätte sich wohl über meine Überlegungen gefreut. Es ist ihm mit «und jeden Tag eine gute Tat» gelungen, einen Slogan für stetige Hilfsbereitschaft zu schaffen und in der Pfadibewegung zu verankern.
Für die «gute Tat» warb Bi-Pi schon vor der Gründung der Pfadi. Als für seine Erfolge im Burenkrieg bewunderter hoher Offizier der britischen Kolonialarmee hatte er eine Patenschaft für eine Nichtrauchervereinigung eines Knabenchors übernommen. Den jungen Sängern schrieb er 1901:
«Jeder Chorknabe sollte aktiv Gutes tun … Mit „Gutes tun“ meine ich, dass ihr euch nützlich macht und anderen Menschen – seien es Freunde oder Fremde – kleine Gefälligkeiten erweist … Nehmt euch vor, jeden Tag jemandem eine „gute Tat“ zu erweisen, und ihr werdet euch bald angewöhnen, immer „gute Taten“ zu vollbringen.» (Tim Jeal: Baden Powell, Yale University Press, 2001, S. 363).
Für die Pfadi illustrierte er den Gedanken in seinem «Scouting for Boys» 1907 – aus heutiger Sicht klischeehaft – mit einem sportlichen Knaben, der einem Mädchen beim Anklopfen an eine Tür hilft:
Bi-Pi machte Anregungen, wie diejenige einen Knoten in die Kravatte zu machen, um immer an die gute Tat zu denken. Sein Bild zeigt, wie er sich das vorstellte (Aus «Scouting for Boys» 1908 (eBook, Projekt Gutenberg)
Bi-Pi meinte auch, eine einmal vergessene gute Tat könne am nächsten Tag nachgeholt werden, indem man dann einfach zwei gute Taten tue.
Dass die Idee der guten Tat auch für zweifelhafte Anliegen verwendet werden konnte, zeigt ein Ausschnitt aus der CVJM-Zeitschrift «Die Glocke», die von deutschen Pfadfindern berichtet, die Schundliteratur gesammelt und sie «den Flammen eines Scheiterhaufens» übergeben hätten:
«Die Glocke, Juli 1914»
Im Gloggi-Archiv zeigt sich, wie die Idee der guten Tat durch all die 111 Gloggi-Jahre verfolgt wurde. Bis in die 1950er-Jahre beschenkten Pfadigruppen zum Beispiel an Weihnachten jeweils arme Familien.
Hier zeichnet die Gruppe Leu aus dem Kim 1943, wie sie sich in einer Strasse im Kreis 4 vor eine Wohnungstür schlichen.
Dort legten sie dann Geschenke vor die Tür einer bedürftigen Familie. (Bilder aus dem Gruppenbuch Leu/ Kim)
Das 40-Jahr-Jubiläum der Pfadiabteilung Glockenhof wurde 1952 auch begangen, indem jede Gruppe bei einem Bauern übernachtete und dort eine kleine gute Tat «verrichten musste».
Aus dem Jahresbericht 1951/52
In vielen Programmen und Erinnerungsbüchern liest man vom Engagement für Mitmenschen, Gesellschaft und Umwelt. Pfadis organisieren Kinderlager oder helfen bei Bergbauern, sie singen in Alters- und Krankenheimen und spielen dort Theater (z.B. hier 1970 die «Aktion Bombach»)
Theater spielen für Alte und Kranke (Aktion Bombach, 1970, aus dem Gruppenbuch «Schwan», Waldmann, Dübendorf)
In vielen Programmen und Erinnerungsbüchern liest man vom Engagement für Mitmenschen, Gesellschaft und Umwelt. Pfadis organisieren Kinderlager oder helfen bei Bergbauern, sie singen in Alters- und Krankenheimen und spielen dort Theater (z.B. oben 1970 die «Aktion Bombach») Später kommen Waldputzaktionen, Naturschutz- und Entwicklungszusammenarbeitsprojekte usw. dazu. Und bald werden wir ja am Tag der guten Tat von neuen guten Taten hören.