Dave, eine Wolfsleiter und Pfadiabzeichensammler aus Australien bittet um Mithilfe bei der Bestimmung einiger seiner Abzeichen. Hadlaub und Manesse und auch St. Luzius aus Walenstadt sind schnell erkannt, aber wer weiss etwas über die anderen Abzeichen der Sammlung? Im Kommentar eintragen oder Mail an archiv@gloggi.ch . Dave bedankt sich im Voraus herzlich.
Goldene Pfeile 1929
Sie 90 Jahren erscheint nun der Goldene Pfeil. Der Name wurde ihm von seinem ersten Redaktor bzw. Hauptschützen, Max Gysler v/o Vetter gegeben. Er war, wie Göppel vor 10 Jahren im GP berichtet hat, in den 1920er-Jahren während mehrerer Jahre in London tätig und hatte sich dort einer Pfadieinheit angeschlossen. Im dritten internationalen Jamboree in Birkenhead bei Liverpool (England) 1929 war er, da er beide Sprachen beherrschte, Verbindungsmann zur Schweizer Delegation – oder eben ihr Vetter.
Nach seiner Rückkehr in die Schweiz wurde er vom Gloggi angeworben, um die neue Abteilungszeitschrift zu gründen und zu leiten. Vetter nannte sie, an das Jamboree in Birkenhead anknüpfend «Der Goldene Pfeil». Das Gloggi-Archiv hat kürzlich aus einem Nachlass ein Erinnerungsalbum dieses Jamborees erhalten.
Auf der Einbandseite sind die vielen Pfeile gut ersichtlich, die als Lagersymbol und -motto (The Quest of the Golden Arrow) dienten und alle Richtung «Arrowe Park» (Pfeilpark) zeigen, wo das Jamboree stattfand.
Auch auf dem Lagerabzeichen war der Goldene Pfeil prominent abgebildet (Bild Pinterest) und die Lagerzeitung hiess «The Daily Arrow».
„The Daily Arrow“ vom 1. August 1929. Baden-Powell, der Chief Scout begrüsst den Duke of Connaught, der das Jamboree offiziell eröffnete.
Der damals schon 72jährige Gründer der Pfadibewegung, Bi-Pi nutzte die Symbolik des Pfeils in der Schlusszeremonie auch für einen Friedensappell an die 50’000 Teilnehmer. Er begrub ein Kriegsbeil symbolisch in einem Fass, aus dem er dann hölzerne, golden bemalte Pfeile nahm, die er in alle vier Himmelsrichtungen den verschiedenen Delegationen übergab, mit dem Auftrag, als Botschafter für Liebe und Gemeinschaft in allen Ecken der Welt zu wirken:
«Von nun an ist das Pfadfindersymbol des Friedens der Goldene Pfeil. Nehmt ihn mit euch in eure Länder, so dass alle Menschen diesen Geist des Friedens und der Freundschaft kennen lernen.»
Etwas Hoffnung, dass die Pfadibewegung nicht nur im Kleinen etwas zu einer besseren Welt beitragen könne, schien 1929 berechtigt. Auf der ganzen Welt zählte man fast zwei Millionen Pfadfinder, allein 1929 waren 122’000 dazu gekommen und der GP berichtete, wie in Albanien und Ägypten neue Pfadiorganisationen entstanden.
Im Lagerbuch ist zum Beispiel eine Karrikatur des Londoner «Punch» abgedruckt. Die «League of Nations», also der Völkerbund, die wegen ihrer Machtlosigkeit, da sie über keine Armee verfügte, kritisiert worden war, schaut Richtung Jamboree:
Vetter nahm die Botschaft Bi-Pis auf und erklärte im zweiten GP: «Wir 15 Pfadfinder vom Glockenhof, die das Glück hatten am Jamboree teilzunehmen, haben den „Goldenen Pfeil“ mit nach Hause gebracht und ihn auf die Glocke abgeschossen, die dadurch in Schwung kam. Der Geist des „Goldenen Pfeils“ ist nichts anderes als der Geist des Friedens und der Freundschaft unter den Pfadfindern aller Länder»
Bi-Pi bedankte sich mit einem Brief, in dem er dem Gloggi und all seinen Mitgliedern viel Glück und dem Goldenen Pfeil allen nur möglichen Erfolg wünschte. Ein Auszug wurde ebenfalls im zweiten GP abgedruckt:
Wenige Monate nach dem Jamboree kam es zum Börsencrash und der anschliessenden Wirtschaftskrise. Mit Faschismus und Nationalsozialismus bewegte sich die Welt schnell Richtung zweitem Weltkrieg, die Friedenshoffnungen wurden nicht erfüllt, sondern ins Gegenteil verkehrt.
Von den ursprünglich in Birkenhead losgeschickten hölzernen goldenen Pfeilen, haben sich einige wenige bis heute erhalten.
Das Symbol wird aber nach wie vor genutzt, es wird z.B. in den USA, auf Barbados (Bild) und in Indien als Abzeichen verwendet.
Die Botschaft der Schlusszeremonie des Jamborees von 1929 hat nichts von ihrer Bedeutung verloren – schön dass der GP auch durch seinen Namen immer wieder daran erinnert.
Einkleidungen durch die Jahrzehnte
Beim Durchblättern der GP der letzten Jahre fällt mir ein Bericht über ein Pfingstlager auf, das 2014 mit dem Thema «Catch the Hipster» stattfand. Auch von Masters of Hardcore, einem Wald-Starbucks und angreifenden Ninjas wird erzählt. Da hätten frühere Pfadigenerationen wohl nur «Bahnhof» verstanden.
Welche Einkleidungen wurden für die verschiedenen Anlässe und Lager in früheren Jahrzehnten gewählt?
In der Ideensammlung der Pfadibewegung Schweiz werden 773 Ideen von A wie «Abenteuer der starken Wanja» bis Z wie «Zwerge» aufgelistet. Vieles ist zeitlos und wurde durch all die Jahrzehnte der Gloggi-Geschichte immer wieder gewählt. Schatzsuchen, Wilder Westen, Römer, Zirkus, Eidgenossen, Ritter und Raubritter, Völkertreffen, Polarexpeditionen, Spione, Gauner, Gespenster und bei den Wölfen natürlich der Dschungel tauchen in Programmen und Erlebnisberichten regelmässig auf. Hier eine Zirkusaufführung aus dem Jahr 1937:
Andere Einkleidungen waren stärker von der Zeit, in der der Anlass stattfand, abhängig. In den 1930er-und 1940er-Jahren wurde in der Pfadistufe häufig gar keine Einkleidung gewählt, im Vordergrund stand der persönliche Fortschritt, vor allem das Weiterkommen in der Pfaditechnik und die «Bildung des Charakters». So wurden an den «Übungen» z.B. Kartenlesen, Morsen oder Erste Hilfe geübt.
Auf das «Übungsprogramm» folgte nach dem Anlass immer auch ein vom Venner verfasster «Übungsrapport». Der Zugsführer fügte dem jeweils einen Kommentar bei. Hier verglich er die Indianereinkleidung mit einer «Kleinkinderschule» und mahnte, dass vor allem die Charaktererziehung wichtig sei:
An solchen «Übungen» machte man oft Kleingruppen, die dasselbe lernen sollten, z.B. die «P-Kandidaten», also diejenigen Pfadi, die bald die Pfadfinderprüfung ablegen wollten. Manchmal bot sich eine Einkleidung an, wie hier «Fliegerunfall im Sagentobel»:
Geländespiele wurden «Kriegspiele» genannt und auch in tatsächliches Kriegsgeschehen eingekleidet, wie hier in den finnisch-russischen Winterkrieg 1939/40:
Der zweite Weltkrieg beschäftigte die Pfadi natürlich stark, was auch Auswirkungen auf die Wahl der Einkleidungen hatte. In den Gruppenbüchern werden Kriegsspiele realistisch wiedergegebenen und auch von «Sondermeldungen» werden nachgespielt:
Das Weltgeschehen diente auch nach dem zweiten Weltkrieg für Einkleidungen, z.B. die Konflikte vor der Gründung des Staates Israels.
In den 1950er-Jahren finden sich auch wieder stärker fantasiebetonte Einkleidungen, wie der «Bärenkönig»
Auch Radrennen wie die Tour de Suisse waren während den Zeiten Ferdy Küblers und danach lange eine beliebte Einkleidung.
Afrika mit den Gründungen neuer Staaten nach der Kolonialisation war um 1960 ein Thema, die Pfadi spielten Entwicklungshelfer in Gabun und Dahomey. (Schwarze wurden damals in der deutschen Sprache neutral als «Neger» bezeichnet, der Begriff diente auch als Pfadiname. Zum Begriff vgl. Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus)
Der Kalte Krieg wurde ebenfalls für Einkleidungen genutzt. Kundschaften auf dem Flughafen Kloten wurden z.B. im Auftrag einer «russischen Atomkommission» vorgenommen.
Thema waren auch die Ölfelder, um die in dieser Einkleidung Europäer und Araber kämpften:
Rund um die Mondlandung 1969 waren Raumfahrer, Astronauten, Space usw. beliebte Themen:
Auch Roboter wurden, wie hier an einem Georgstag zum Thema.
Das Kontrastprogramm dazu waren die Hippies. Flower Power hatte schon auf dem Titel des GP 1970 Spuren hinterlassen
und Hippie-Lager waren auch später beliebt – ebenso wie friedliche Lager in einer eigenen Welt «this is our world, this is our place».
Die 1980er-Jahre brachten viele Einkleidungen, die sich rund um das Thema «Phantasie» drehten, ein Lagerthema war z.B. «Mir sind Phantasier»
Aber auch das Tagesgeschehen floss weiterhin in den Pfadibetrieb ein. Zum Teil wurden Forscherweekends durchgeführt – gegessen hat man dann natürlich wie bei Laborversuchen nur mit Gummihandschuhen. In einer anderen Einkleidung trafen Wurstgierige auf Vegetarier:
Ende der 1990er-Jahren wurden Interviews zur Affäre von Bill Clinton und zu Natels durchgeführt:
Auch Themen wie Radioaktivität wurden aufgenommen, ein Pfadistamm machte sich im Sommerlager auf die Suche nach radioaktivem Material:
Um 2000 drehte sich vieles wieder um Kreativität, z.B. in «Kreativistenweekends» (die dritte Stufe der Abteilung Hutten nannte sich auch so):
Danach findet man Einkleidungen wie «Casting-Shows» und eben «Catch the Hipster» neben Themen wie Zirkus, die durch all die Jahrzehnte immer wieder vorkommen.
GP-Redaktionsschluss durch die Jahrzehnte
Während der ganzen Geschichte des «Goldenen Pfeils» mussten sich die Redaktorinnen und Redaktoren etwas einfallen lassen, um rechtzeitig zu genügend Berichten zu kommen. 1930, im ersten Jahrgang des «GP», der damals noch sechs Mal pro Jahr erschien, wurde z.B. eine Nummer gestaltet, an der nur unter 18-jährige mitschreiben durften. Der GP-Redaktor wurde noch «Hauptschütze» genannt – mit goldenen Pfeilen wurde ja geschossen…
Das Heft erschien wirklich hauptsächlich mit Beiträgen von jungen Schreibenden –zum Teil musste zwar etwas getrickst werden, es war auch ein Artikel abgedruckt, den der Abteilungsleiter als 13-Jähriger geschrieben hatte.
Ein Jahr später, 1931, lesen wir den Notschrei des Meuteleiters (heute wäre das der Wolfsstufenleiter):
Die «Portable», die der Meuteleiter hier erwähnt, war eine tragbare Schreibmaschine.
Es gab aber auch Zeiten, in denen sich Abteilungen und Einheiten mit Artikeln zu übertrumpfen suchten. 1971 wurde der Versuch gemacht, einen GP ganz ohne Erlebnisberichte zu publizieren, mit je einer Geschichte für die Wölfe und die Pfadi. Dies wurde auch damit begründet, dass so alles Prestigedenken begraben werden könne:
Der damalige Versuch wurde aber nicht weitergeführt. Erlebnisberichte wurden gerne gelesen, wenn auch nicht immer gerne geschrieben.
1978 war der Mangel an Artikeln dann wieder so gross, dass die GP-Redaktion eine «Vermisstanzeige» aufgab:
1982 machte ein hungriger Briefkasten auf den Redaktionsschluss aufmerksam:
2004 wurde beschlossen, pro Jahr nur noch drei GP-Ausgaben, herauszugeben:
Seither erscheint der GP regelmässig drei Mal im Jahr und eine nette Mail der Redaktion macht die Abteilungen darauf aufmerksam, dass es Zeit wäre, Beiträge einzuschicken.
Alltag während des zweiten Weltkrieges
Links und Ergänzungen zum Artikel im GP 1/2019
Das Gloggi-Archiv hat eine grosse Anzahl Rudel-, Gruppen-, Meute- und Stammbücher. Sie berichten vom Alltag in der jeweiligen Zeit und ermöglichen, dass wir uns auch heute noch ein Bild machen können, wie Pfadi vor Jahrzehnten ausgesehen hat. Hier Ausschnitte aus dem Zugsbuch Rotach und dem Rudelbuch Möve aus der Zeit um 1940.
Dem Motto «Jeden Tag eine gute Tag» wurde nachgelebt, hier als die Wolfsmeute für das Altersheim (Altersasyl zum Wäldli) singt:
Nach Ausbruch des zweiten Weltkrieges waren dann «Kriegsspiele» sehr verbreitet, es scheint dabei häufig recht ruppig zugegangen sein.
Das Soldatische kommt in den Büchern immer wieder vor:
Gerne wurden auch militärische Wettkämpfe nachgespielt, wie hier die «Brigadewettkämpfe» in Arosa:
Zum Alltag gehörte damals auch die «Anbauschlacht». In der Schweiz wurden alle zur Verfügung stehenden Flächen zur Nahrungsmittelproduktion genutzt. Zwei Führerinnen berichten von einem Wolfsführerinnentreffen in Bern, während dem sie auch auf den Münsterturm stiegen.
Pinsel und ich stiegen in Bern noch auf den Münsterturm. Und neben der tollen Aussicht sahen vor noch etwas glattes: Tomaten auf dem Münsterturm. Sogar da oben wird Anbau-geschlachtet. Alle Achtung!
Pferde gehörten zum alltäglichen Strassenbild. In dieser Zeichnung macht sich ein Wolf darüber lustig, dass sein Kollege sich vor einem Ross fürchtete:
De Hecht het Angscht vor em Ross……
Auch auf der Quaibrücke ist neben dem Tram ganz selbstverständlich ein Pferd zu sehen. Die Winter waren kälter, 1940 trieben Eisschollen in der Limmat:
Ein Wolf berichtet, wie das Rudel «Möve» beim Bellevue eine Eisplatte sah, die
die Limmat hinunterschwamm. Sie stiess an ein Badehaus und konnte nicht mehr weiter. Wir wären am liebsten auf die Eisplatte gesprungen, aber Susi hat es uns verboten.
Die Bahn hatte noch drei Klassen, wie ein eingeklebtes Billett dritter Klasse von Zürich-Enge nach Wädenswil zeigt.
Der Lebensmittelverein Zürich war noch nicht der Coop, aber die Verkäuferinnen waren schon damals nicht begeistert über Gaunerübungen in ihrem Laden.
Im Rudelbuch wird beschrieben, dass die Wölfe Diebe in einen Laden verfolgten:
«Sie rannten in einen Laden und wir ihnen nach. Im Laden jagten uns die Leute fort».
Pünktlichkeit war wichtig, das Zuspätkommen einzelner wird immer wieder thematisiert. Hier beim Antreten des ganzen «Graustammes» im Albisgüetli, das zwei Wölfe zu ihrem Schrecken verpassten, weil ihr Tram zu spät ankam.
Oder in einem Lager, als eine «Schlafmütze» zu spät aufstand.
Falls man mal an einer Übung fehlen musste, hatte man sich schriftlich zu entschuldigen
Die Führerin bemerkt im Zugsbuch auch, dass eine solche Entschuldigung natürlich nicht gehe, eine Entschuldigung müsse folgendermassen aussehen:
Viel heute Alltägliches war noch nicht selbstverständlich. Eine Fahrt mit einem Lift konnte noch ein Abenteuer sein, über das im Rudelbuch berichtet wurde.
Hygiene ist ab und zu ein Thema, hier wird spasseshalber von Läusen im Zötteler geschrieben:
Badewannen waren noch nicht verbreitet.
Zu lesen ist von einer Übung, während der sich das ganze Wolfsrudel bei der «Rudelführerin» traf, um auf der Dachzinne zu spielen. Zum Abschluss fand dann eine Taufe in ihrer Badewanne statt: Der Täufling musste einen Löffel mit dem Mund aus dem Wasser fischen und erhielt danach seinen Namen.
Und trotz Rationierung (und wohl auch weil das Essen in Zeiten der Rationierung nicht einfach selbstverständlich war) wurde ein Nachmittag häufig mit einem feinen Zvieri abgeschlossen:
Häuslicher Ratgeber – 1
1963 wurde im «Goldenen Pfeil» eine nicht ganz ernst gemeinte Rubrik «Häuslicher Ratgeber für bedrängte Herzen» eingeführt. Wir bringen in lockerer Reihenfolge einige Ausschnitte.
Dazu ist zu sagen, dass der Gloggi am Geldsammeln für sein zweites Pfadiheim, das Skihaus Parmort war und dass es immer wieder Klagen gab, im «Nottäschli» würde viel Überflüssiges mitgeschleppt.
Abteilungsbesammlungen
Links und Ergänzungen zum Artikel im GP 4/2018
Im Gloggi-Archiv schlummern Drucksachen, Fotos, Gegenstände aus 106 Jahren Gloggi. Beim Durchsehen werden alte Erinnerungen wieder wach. So bin ich auf Fotos von einer «Abteilungsversammlung» 1958 auf der Dreiwiesen-Lichtung gestossen und erinnerte mich dabei an den Gloggi in den 1960er-Jahren, an die damaligen Waldweihnachten, die mir als Wolf grossen Eindruck gemacht hatten.
Bis 1965 war der Gloggi eine Abteilung. Alle anderen Abteilungen im Kanton Zürich waren aber sehr viel kleiner und hatten sich zu Korps zusammengeschlossen. Eine Neuorganisation drängte sich auf – aus einer Abteilung wurden sechs, die danach zusammen das Korps Glockenhof bildeten.
Vor dieser Reorganisation identifizierten sich Wölfe, Pfadi und Rover stark mit ihrem Gloggi. Auf dem Hemd war des GP-Abzeichen aufgenäht, zu den kurzen Hosen oder dem Jupe trug man Gloggi-Socken. Die Zusammengehörigkeit wurde unter anderem an den Abteilungsbesammlungen sichtbar. Sie fanden zwei Mal jährlich statt, nach den Wettkämpfen am Georgstag (dem heutigen Gloggi-Tag) im Hof des Landesmuseums und vor der Waldweihnacht, meist am Zürichberg in der Waldlichtung «Dreiwiesen».
Raupe hat im GP 1/2006 einen Artikel über den «Georgstag einst» geschrieben (PDF). Im GP 4/1951 findet sich ein Artikel über den Rover-Georgstag, der im GP 4/2003 nochmals abgedruckt wurde (PDF).
Wir – die spätere Abteilung Gryfensee – besammelten uns an Waldweihnachten jeweils bei der Zwickyfabrik zwischen Wallisellen und Dübendorf. Von dort aus wanderten wir durch das bis auf wenige Bauernhöfe und den kleinen Weiler Stettbach unbebaute Gebiet in die Dreiwiesen. Besonders eindrücklich war das 1965, als sich in der Schweiz die Maul- und Klauenseuche ausgebreitet hatte und wir mehrmals mit Desinfektionsmittel getränkte Sägemehlstreifen passieren mussten, damit das Virus nicht durch unsere Schuhe von Hof zu Hof verschleppt werden konnte.
Die SRF Musigwälle hat 2015 eine Reportage aus dem Jahr 1965 wiederholt. In der Aargauer Zeitung erinnert sich ein Bezirkstierarzt zurück. Hier ist auch ein Youtube-Video aus dem SRF-Archiv über Nochtschlachtungen eingefügt.
Auf der Waldlichtung Dreiweisen trafen wir dann die anderen Stämme aus der Stadt und stellten uns mit unseren Wimpeln und der Korpsfahne auf der Lichtung auf. Die Abteilungsleitung nahm «Beförderungen» vor, wer einen Leiterkurs bestanden hatte und aufgerufen wurde, schrie aus mir unerfindlichen Gründen laut «hier» und rannte nach vorne, machte den Pfadi- oder Wolfsgruss und bekam dann mit einem kräftigen Händedruck mit der linken Hand Pfeifenschnur und Abzeichen.
Einmal wurde ein Abteilungsleiter verabschiedet und erhielt eine Ständerlampe mit allen Abzeichen. Und vor allem fanden auch die Übertritte von den Wölfen zu den Pfadi statt. Alle, die einen Wimpel hatte, bildeten einen Tunnel. Wer aufgerufen wurde, rannte mit dem Wolfsgruss in den Tunnel hinein und wurde am anderen Ende vom neuen Pfadileiter («Pfadiführer», sagten wir damals) empfangen und erhielt die neue Krawatte mit in den Farben der neuen Einheit. Wenn dann die frischgebackenen Pfadi angerannt kamen, brüllte der ganze Stamm (der damals wohl noch Zug hiess) den Stammruf und hiess die neuen Mitglieder willkommen.
Unterdessen war es fast dunkel geworden und auf dem Rückweg feierten wir im Wald Waldweihnachten. Einige Leiter hatten die mitgebrachten Kerzen eingesammelt und im Wald einen Baum geschmückt, der Meuteleiter erzählt eine weihnachtliche Geschichte und wir sangen ein paar Weihnachtslieder. Früher habe jeweils ein Pfarrer etwas erzählt, sagte man mir, aber der Spatz könne das ja mindestens so gut.
Nacher ging es zurück über die dunklen Feldwege zur Zwicky-Fabrik, wo uns unsere Eltern erwarteten.
Wenn ich heute mit der S-Bahn Richtung Bahnhof Stettbach fahre, Autobahn, Bahnlinien, Einkaufszentren und Wohnsiedlungen sehe, fällt es mir schwer, mir vorzustellen, dass wir hier an Weihnachten jeweils durch eine völlig dunkle Gegend gewandert sind.
Map.geo.admin.ch ermöglicht mit Karten aus verschiedenen Jahrzehnten einen Zeitvergleich:
Wer hat noch alte Gruppenbücher, Stammzeitungen, Urkunden, Programme usw.? Wir nehmen sie gerne ins Gloggi-Archiv auf: Mail genügt: archiv@gloggi.ch
Corona Vier will helfen!
Was früher die Corona Vier war, ist heute wohl ein Blog. Wir berichten hier über einzelne Puzzle-Teile aus der Geschichte des Gloggi (und darum herum), ergänzen GP-Berichte und weisen auf andere Medien hin.